Positive Schlappe
Bachs Chancen auf den IOC-Vorsitz gestiegen
Thomas Bach wirkte am Morgen nach dem Münchner K.o. von Durban noch immer wie ein angeschlagener Boxer. »Unser Bid Book ist zu Staub zerfallen. Die Enttäuschung ist da, man steckt sie nicht so leicht weg«, sagte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes deprimiert.
Während sich der IOC-Vizepräsident noch fragte, »welches Gute das Schlechte haben könnte«, lieferten IOC-Kollegen schon die mögliche Antwort. »Das klare Votum gegen München war getragen von der Überzeugung vieler, dass die Koreaner nach zwei gescheiterten Bewerbungen einfach dran waren«, sagte René Fasel, Präsident des Eishockey-Weltverbandes IIHF: »Was in Durban passiert ist, könnte Thomas Bach helfen, wenn er 2013 Nachfolger von Jacques Rogge als Präsident des IOC werden will. Etliche denken: Wir haben dich vor zwei Jahren mit München hängen lassen. Das machen wir jetzt wieder gut.«
Nicht nur Gian-Franco Kasper, ebenfalls aus der Schweiz kommender Präsident des Skiweltverbandes FIS, sieht das ganz ähnlich: »Das könnte Thomas in zwei Jahren zu Gute kommen.« Waleri Borsow (Ukraine), der 100- und 200-m-Olympiasieger von München 1972: »Dieser Effekt könnte tatsächlich eintreten.« Gerhard Heiberg, Marketingchef des IOC und Organisator der Winterspiele 1994 in Lillehammer: »Einige haben sicher das Gefühl, dass da noch was auszugleichen ist.«
Der 57 Jahre alte Wirtschaftsanwalt Bach hält sich hinsichtlich möglicher Ambitionen auf die Rogge-Nachfolge bedeckt. Auf die Frage, ob die Entscheidung von Durban seine persönliche Perspektive verändere, sagte Bach: »Da es eine solche Planung nicht gibt, kann sie auch nicht beeinträchtigt werden.«
Thomas Bach wird sich fragen, ob er die Signale der IOC-Kollegen, dass Pyeongchang nun einfach dran sei, nicht zu sehr überhört hat. Doch es gab keine Alternative dazu, das Projekt München 2018 voll anzugehen: »Als wir uns zur Bewerbung entschieden, sah es eher so aus, dass Pyeongchang nicht mehr antreten würde.« SID
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