»Wir werden nicht nach Gaza fahren!«
Passagiere verließen die »Stefano Chiarini« / Organisatoren blicken bereits ins nächste Jahr
Bereits zwischen Sonntag und Dienstag hatten 50 der 60 Passagiere desillusioniert die Insel verlassen. Am Mittwochabend waren bis auf den sich noch immer im Hungerstreik befindlichen italienischen Anästhesisten Dr. Alfonso Coletta und den Autor selbst keine weiteren Passagiere mehr an Bord. Zum ersten Mal war die »Stefano Chiarini« daher auch nicht mehr bewacht. Dann wurden dem Schiff sogar Wasser und Strom abgestellt. Dennoch erklärte Coletta entschlossen: »Ich hungerstreike weiter, bis wir nach Gaza fahren.«
Das wird wohl nicht erfolgen – ungeachtet der Solidarität, die die Korfaner den Gaza-Aktivisten stets gezeigt hatten: vom Waschen der Wäsche über Schlafmöglichkeiten bis zur Versorgung mit Verpflegung und anderen Angeboten praktischer Unterstützung. Alle Teilnehmer äußerten bei ihrer Abreise, sie würden die Gastfreundschaft für immer mit großer Dankbarkeit in Erinnerung behalten.
Zwar wollten die abgereisten Passagiere ursprünglich informiert werden, wenn dem Kapitän die Auslaufgenehmigung vorliegt, was ja nun der Fall ist. Aber der letzte der in Gouvia verbliebenen Koordinatoren der Flotte, Nourdin al-Oudi (Niederlande), Mitglied des Stadtrates von Rotterdam, gab am späten Mittwochabend überraschend deutlich das Ende der Aktion bekannt: »Wir werden nicht nach Gaza fahren!« Gegenüber ND meinte Oudi, eine Rückholaktion sei mit einem zu hohen logistischen und finanziellen Aufwand verbunden. »Wir wollen jetzt in Ruhe überlegen, von wo aus wir die ›Stefano Chiarini‹ während der nächsten Flottenaktion auslaufen lassen«, erklärte er.
Den Weg Richtung Gaza gefunden haben letztendlich laut einem Bericht der »Jungen Welt« nur die schwedisch-griechisch-norwegische »Juliano« und nach gesicherten ND-Informationen die libanesische »Ansar al-Huria«. Die französische »Dignité al-Karama« ist noch in der Nacht zum Donnerstag von der griechischen Küstenwache festgesetzt worden, die Angaben zum jordanischen Schiff aus Akaba widersprechen sich. Alle übrigen Schiffe sitzen in der gesamten Mittelmeerregion fest. Insgesamt wurde die Gaza-Flotten-Aktion hinter der Hand sowohl von Teilnehmern als auch von Koordinatoren als »herbe Niederlage und Sieg für Israel« bewertet. »Wir lernen aus unseren Fehlern und Missgeschicken und werden dafür die nächste Flotte erfolgreich nach Gaza steuern«, versprach Oudi.
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