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Haftminen an der MS »Arendsee«

Antiimperialistische Solidarität – und wer letztlich auch Nutznießer ist

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.
Angela Merkel, die als Regierungschefin der Bundesrepublik Deutschland durch Afrika reist und Waffen anbietet, war 30 Jahre alt, als die DDR-Nachrichtenagentur ADN vermeldete: »Zu einer Explosion kam es am Montagmorgen (Ortszeit) auf dem DDR-Motorschiff ›Arendsee‹, das sich vor dem Hafen Luanda auf Reede befand.«

Juli 1984. Angela Merkel war noch Physikerin. Sie arbeitete an der Akademie der Wissenschaften der DDR an ihrer Promotion. Es ist nicht überliefert, wie wichtig ihr Solidarität mit dem angolanischen Volk war. Vermutlich lehnte sie die – als von der SED verordnet – ab. Jedenfalls im Nachhinein. Und vermutlich war sie deshalb auch weniger empört, als sie erfuhr, dass die zwei Explosionen, die am 27. Juli 1984 den Rumpf der »Arendsee« zerrissen, ein – wie ADN verkündete – »Anschlag konterrevolutionärer Banden« war.

ND veröffentlichte eine Reportage der sowjetischen Gewerkschaftszeitung »Trud«, in der geschildert wurde, wie ein sowjetischer Schlepper erste Hilfe leistete. Seltsamerweise befragte niemand die Besatzung der »Arendsee«, obwohl die unmittelbar nach den Geschehnissen in die Heimat geflogen wurde. Womöglich hätten die Seeleute von seltsamen Reede-Gepflogenheiten berichtet. Beispielsweise davon, dass man Handgranaten ins Wasser warf, um Froschmänner, die vom südafrikanischen Geheimdienst angeheuert waren, von weiteren Haftminen-Attentaten abzuschrecken.

Südafrika, damals Frontstaat gegen Angola, hatte beste Beziehungen zur damaligen BRD und deren Auslandsgeheimdienst BND.

Nur ein Teil der Frachter-Ladung konnte geborgen werden. Woraus sie bestand, wurde nur vage angegeben. Nicht die zuständige Seekammer verhandelte den Fall, sondern eine Regierungskommission ging ans Ermittlungswerk. Nicht erst nachdem das Schiff von einer Sandbank ins Tiefwasser geschleppt und versenkt wurde, ahnten man, dass mehr als Nahrungsmittel und W 50 Lkw an Bord war.

In Angola tobte einer der sogenannten Stellvertreterkriege. Moskau schickte Waffen, Gerät und Soldaten. Vermutlich bis zu 50 000 Kubaner kämpften an der Front. Es war ein offenes Geheimnis, dass die DDR nicht nur FDJ-Solidaritätsbrigaden aufbot. Aber nur wenige erinnern sich, dass einige der Blauhemd-Entwicklungshelfer ihr Leben ließen. Auch die NVA schickte Entwicklungshelfer. Man spricht von rund 2000 Militärs. Das DDR-Innenministeriums und die Staatssicherheit delegierten ebenso Experten. »Hoffmanns Afrikakorps«, echauffierten sich westdeutsche Medien und stellten den einstigen Spanienkämpfer und DDR-Verteidigungsminister Heinz Hoffmann auf eine Stufe mit Hitlers »Wüstenfuchs«.

Auch wenn es die DDR nicht mehr gibt, so wirkt deren Solidarität mit Angola fort. In ungewollter Art. Hunderte heute noch an maßgeblichen Stellen sitzende Angolaner haben eine besondere Beziehung zu Deutschland, beherrschen die Sprache. Mit ihnen kann man – das Beispiel Afghanistan zeigt es – in vielfacher Weise rechnen, wenn man zwischenstaatliche, wirtschaftliche, kulturelle und auch militärische Kontakte auffrischen und erweitern will.

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