Nach dem Blitz hilft Moschushirsch

Doping: Drei weitere Nordkoreanerinnen positiv – kuriose Begründung

  • Lesedauer: 2 Min.

Erst ein Blitzschlag und dann das Extrakt vom Moschushirschen: Der Dopingskandal um das nordkoreanische WM-Team hat sich am Wochenende ausgeweitet. Insgesamt fünf Spielerinnen aus dem abgeschotteten Staat hatten in ihrem Urin verbotene anabole Steroide.

Die Disziplinarkommission der FIFA entscheidet nun darüber, ob der Nordkoreanische Verband gar aus dem Weltverband ausgeschlossen wird. Abgesehen von Sperren für die Spielerinnen wäre eine mögliche weitere Sanktion, dass die Nationalmannschaft nicht zur Qualifikationsrunde für die WM 2015 in Kanada antreten darf.

Die gesamte Mannschaft Nordkoreas hatte nach dem 0:0 in der Vorrunde gegen Kolumbien am 6. Juli bei einer »zielgerichteten Fahndung« zur Dopingkontrolle antreten müssen. Ein einmaliger Vorgang in der FIFA-Geschichte. Zuvor war schon im Urin von Song Jong Sun und Jong Pok Sim eine verbotene Substanz gefunden worden.

Nachdem nun drei weitere Spielerinnen erwischt wurden, sprach FIFA-Sprecher Jiri Dvorak von einem »klaren Fall von verbotenen Substanzen«. Namen nannte die FIFA nicht, sie muss erst Nordkoreas Verband informieren.

Die Begründung der Beschuldigten klingt abenteuerlich: Am 8. Juni wurden nach Angaben der nordkoreanischen Teamführung im Trainingslager in den heimischen Bergen neun Spielerinnen vom Blitz getroffen. Es gibt laut Dvorak Bilder, wie die Fußballerinnen nach dem Unglück behandelt werden. In der Folgezeit habe der WM-Teilnehmer die Betroffenen mit einer traditionellen chinesischen Medizin behandelt. »Es ist ein Drüsenextrakt von einem Hirsch, der in der Region von Sibirien, Nepal, Mongolei bis Korea lebt«, erklärte der tschechische Mediziner den verwunderten Journalisten. »Er heißt auf Deutsch Moschushirsch.«

Nach dem ersten positiven Test stellten die Nordkoreaner der FIFA eine Probe des »Wundermittels« zur Verfügung. Die Analytiker in Köln und Dresden fanden sowohl in den Urinproben der überführten Fußballerinnen als auch in den Drüsenextrakten 14 verschiedene Steroide, davon stehen vier auf der Verbotsliste. Mittlerweile sind auch die B-Proben untersucht – mit dem gleichen Resultat.

Auf die Frage, warum nicht alle neun angeblich vom Blitz getroffenen Spielerinnen positiv getestet wurden, sagte Dvorak: »Für das dritte Spiel hatte das Team keinen Vorrat mehr für alle.« Es werde schwierig herauszufinden, »wo die Verantwortlichkeiten liegen: Bei den Trainern, bei den Ärzten oder bei den Spielerinnen.« Dvorak betonte, dass sich die Nordkoreaner von Anfang an »sehr kooperativ gezeigt hätten«. dpa/ND

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