Luftbrücke kommt langsam in Gang
Erste Hilfsflüge nach Somalia / UN-Generalsekretär Ban bittet Golfstaaten um Hilfe für Hungernde
Nairobi (Agenturen/ND). Die Luftbrücke für die Hungernden am Horn von Afrika kam nur mit Verzögerungen in Gang. Der für Dienstag geplante Start eines ersten Flugzeugs mit energiereicher Nahrung musste in der kenianischen Hauptstadt Nairobi wegen Zollproblemen auf Mittwoch verschoben werden. Zunächst sei ein Flugzeug mit zehn Tonnen Nothilfegütern an Bord auf den Weg in das am schlimmsten von der Hungerkrise am Horn von Afrika bedrohte Land gebracht worden, erklärte das Welternährungsprogramm (WFP) am Mittwoch. Die Hilfen sind vor allem für Hunger leidende Kinder gedacht. Über die Luftbrücke will die UN-Behörde auch Gebiete in Äthiopien und im kenianischen Grenzgebiet versorgen. Insgesamt sollen so in den kommenden Tagen rund hundert Tonnen Nahrungsmittel in die Region gebracht werden.
Die Hungerkrise am Horn von Afrika bedroht allein in Somalia rund 3,7 Millionen Menschen. Die UNO hatte vor einer Woche für Teile des Landes offiziell eine Hungersnot erklärt. In Dschibuti, Äthiopien, Kenia und Uganda leiden Millionen weitere Menschen unter der schlimmsten Dürre seit 60 Jahren. UN-Vertreter bezifferten den Hilfsbedarf bis Jahresende auf rund zwei Milliarden Dollar (1,4 Milliarden Euro).
In Somalia fliehen nach UN-Angaben Tausende Menschen vor Hunger, Dürre und Krieg in die Hauptstadt Mogadischu. Allein im Juni und Juli seien rund 100 000 erschöpfte und verzweifelte Männer, Frauen und Kinder aus dem Süden im Raum Mogadischu angekommen, teilte das Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Dienstag in Genf mit.
Der UN-Sicherheitsrat, der im Juli unter deutschem Vorsitz tagt, appellierte an die Konfliktparteien in Somalia, Hilfsorganisationen uneingeschränkt Zugang zu den Hungernden zu gewähren. Die Sicherheit der Helfer müsse garantiert werden, heißt es in einem Statement, das der deutsche UN-Botschafter Peter Wittig in New York verlas.
Unterdessen hat UN-Generalsekretär Ban Ki Moon die Golfstaaten zu massiven Hilfen für die Hungernden am Horn von Afrika aufgerufen. Ban habe am Dienstag mit dem saudi-arabischen König Abdullah, dem kuwaitischen Emir Scheich Sabah el Ahmed el Sabah und dem katarischen Regierungschef Scheich Hamad bin Jassem bin Dschaber al Thani telefoniert, teilten die Vereinten Nationen in New York mit. In einem weiteren Telefonat habe er auch den Außenminister der Vereinigten Arabischen Emirate Scheich Abdullah bin Sajed al Nahjan um Hilfsgelder gebeten.
In Nairobi fand am Mittwoch ein Koordinierungstreffen des UN-Koordinierungsbüros für humanitäre Hilfe (OCHA) statt, jedoch keine offizielle Geberkonferenz wie in Medien vorab fälschlich kursierte.
Angesichts der Hungersnot am Horn von Afrika fordert die EU-Kommission ein Umdenken in der weltweiten Entwicklungshilfe. »Im Moment fließt weniger als ein Prozent aller Hilfsgelder in die Vorbeugung von Katastrophen«, sagte EU-Nothilfekommissarin Kristalina Georgiewa am Mittwoch in Brüssel. Als Beispiele für sinnvolle Initiativen in Afrika nannte sie Projekte zur Speicherung von Wasser und zur besseren Bewirtschaftung von Agrar- und Weideflächen sowie Frühwarnsysteme für Unterernährung.
Georgiewa hatte in den vergangenen Tagen mehrere Flüchtlingslager in Kenia und Somalia besucht. Dabei hatte sie angekündigt, dass die Kommission ihre Hilfszahlungen mehr als verdoppeln werde. Insgesamt beträgt die Hilfe aus Brüssel nach ihren Angaben damit fast 160 Millionen Euro. Dazu kommen rund 50 Millionen Euro aus den EU-Mitgliedsländern.
Ein besserer vorbeugender Katastrophenschutz helfe der Bevölkerung sichtlich, sagte Georgiewa.
Kommentar Seite 4
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.