China fällt aus dem Rahmen

Datenreport 2011: Die Weltbevölkerung wächst schnell – oft verschärft das die Armut

Der Mangel an Zugang zu Verhütungsmitteln und die Armutsverschärfung durch das Weltbevölkerungswachstum sind Kernaussagen des Datenreports 2011 der Stiftung Weltbevölkerung, der gestern in Hannover vorgestellt wurde.

Voraussichtlich am 31. Oktober erblickt der siebenmilliardste Mensch das Licht der Welt, schätzen die Vereinten Nationen. Solche kurzfristigen Prognosen haben eine relativ hohe Treffsicherheit. Trotz Hungersnot am Horn von Afrika, trotz Kriegen und gewaltsamer Konflikte wird die Weltbevölkerung 2011 mit großer Sicherheit die 7-Milliarden-Schwelle überschreiten. Weit unsicherer sind die Langzeitprognosen, was auch der Datenreport 2011 der Stiftung Weltbevölkerung zeigt: Im Jahr 2100 leben laut Projektionen der UNO wahrscheinlich 10,1 Milliarden Menschen – sofern die durchschnittliche Zahl der Kinder pro Frau von heute 2,5 auf 2 sinkt. Bleibt sie bei 2,5, gäbe es am Ende des Jahrhunderts bereits 15,8 Milliarden Menschen; bei 1,5 Kindern pro Frau gäbe es »nur« 6,2 Milliarden Menschen. Das sind Projektionen mit vielen Unbekannten und deshalb mit Vorsicht zu genießen. Fakt ist: Die Weltbevölkerung wächst heute schneller denn je – ausgehend von der Industrialisierung, denn im Jahr 1800 gab es gerade eine Milliarde Erdenbewohner, wie der Datenreport ausführt.

Die weltweit größten Wachstumsraten haben die Länder Afrikas südlich der Sahara: Dort wird sich die Bevölkerung bis zur Jahrhundertmitte wahrscheinlich mehr als verdoppeln, dann werden über zwei Milliarden Menschen dort leben. »Viele Frauen bekommen dort mehr Kinder, als sie sich wünschen, da ihnen oft das Wissen um wirksame Verhütungsmittel fehlt oder sie keine Möglichkeit haben, diese zu erhalten. Weltweit haben 215 Millionen Frauen keinen Zugang zu modernen Verhütungsmethoden, obwohl sie eine Schwangerschaft vermeiden wollen«, so Renate Bähr, Geschäftsführerin der Stiftung Weltbevölkerung. In Somalia etwa profitiert nur ein Prozent der Frauen davon, in Äthiopien sind es 14 Prozent.

Schon heute leben in Afrika südlich der Sahara sieben von zehn Menschen von weniger als zwei US-Dollar pro Tag, wie der neue Datenreport zeigt. Je stärker die Bevölkerung zunimmt, desto mehr Menschen konkurrieren um die ohnehin schon knappen Ressourcen wie Ackerland, Wasser und Nahrung und desto schlechter kann die Bevölkerung versorgt werden.

Acht von zehn Menschen leben heute in Entwicklungsländern. Die Spitzenplätze belegen China und Indien mit jeweils mehr als einer Milliarde Einwohnern. China ist das Land, das bei der Bekämpfung der absoluten Armut die größten Fortschritte gemacht hat. Dort wurden zwischen 1981 und 2005 mehr als 600 Millionen Menschen über die absolute Armutsschwelle von 1,25 US-Dollar pro Tag gehoben. Deutschland mit 81,8 Millionen Menschen fällt auf der Bevölkerungsskala zurück: Nahm es vor drei Jahren noch Platz 14 ein, liegt es heute an 16. Stelle hinter Äthiopien und Ägypten.

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