Der Hausmeister kommt bald nicht mehr

Ein-Euro-Jobs taugen nichts, lautet das Ergebnis einer Studie – weggekürzt werden sie ohnehin

  • Reinhard Schwarz, Hamburg
  • Lesedauer: 3 Min.
Um Arbeitslose in reguläre Beschäftigung zu bringen, sind Ein-Euro-Jobs ein untaugliches Mittel. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die noch unter dem alten schwarz-grünen Senat in Auftrag gegeben wurde. Die LINKE sieht sich bestätigt und fordert Maßnahmen zur Qualifizierung und Weiterbildung von Langzeitarbeitslosen.

Sie arbeiten in Schulkantinen, sitzen in Hausmeisterlogen von Großsiedlungen oder kümmern sich um Senioren: Ein-Euro-Jobber. Sie sind in zahlreichen Bereichen der Hansestadt Hamburg tätig und nehmen dort häufig wichtige soziale Aufgaben wahr – zum Billigtarif. Die »Arbeitsgelegenheiten«, wie die Ein-Euro-Jobs offiziell heißen, wurden im Zuge der Hartz-IV-Gesetze geschaffen, um Langzeitarbeitslose wieder in den regulären Arbeitsmarkt zu integrieren. Doch das Instrument hat sich als untauglich erwiesen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die 2010 von der Hamburger Bürgerschaft in Auftrag gegeben wurde und nun vorliegt.

Auf 166 Seiten setzen sich darin Wissenschaftler des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und des Instituts für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik (ISG) mit den Ein-Euro-Jobs auseinander. Das Fazit ist ernüchternd. »Der Einsatz von Arbeitsgelegenheiten sollte insgesamt reduziert werden«, heißt es unter Punkt 1 der »Schlussfolgerungen und Empfehlungen«. Etwa 40 Prozent der Ein-Euro-Jobber fühlten sich »mit der übertragenen Tätigkeit unterfordert«, heißt es in der Studie. Zudem stellen die Wissenschaftler fest, »dass mangelnde Qualität der zur Verfügung stehenden Arbeitsgelegenheits-Plätze der häufigste Grund für Abbrüche und Trägerwechsel« sei. Wer häufiger in Ein-Euro-Jobs war, dessen Beschäftigungschancen würden sich »sogar deutlich verschlechtern«, fanden die Sozialforscher heraus.

Nach Ansicht von Joachim Bischoff, dem Fachsprecher für Haushalt und Finanzen der Bürgerschaftsfraktion der LINKEN, bestätigt das Gutachten von IAB und ISG die seit Jahren vertretene Position der Partei: »Für uns ist das Ergebnis, dass Ein-Euro-Jobs ein untaugliches Mittel zur Integration von Langzeitarbeitslosen sind, wenig überraschend.« Bischoff weist auf die mit 37 Prozent hohe Quote von Abbrechern unter Ein-Euro-Jobbern hin. Überall dort, wo derzeit Ein-Euro-Jobber eingesetzt würden, sollten diese Tätigkeiten in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse umgewandelt werden, sagt er.

Doch unabhängig von dem Ergebnis des Gutachtens hat der Hamburger Senat schon längst damit begonnen, Ein-Euro-Jobs zu streichen. So hat sich die Zahl der »Arbeitsgelegenheiten« in Hamburg von 9518 im Jahr 2010 auf mittlerweile 6401 reduziert, also um 32,7 Prozent. Und es sollen noch weniger werden: Lediglich 2000 werden für 2012 erwartet. Der Grund für diese Streichungen ist nicht bessere Einsicht, sondern die von der Bundesregierung veranlassten Kürzungen in diesem Bereich. So sollen laut NDR die Bundesmittel für Ein-Euro-Jobs im kommenden Jahr um weitere 35 Millionen Euro gekürzt werden. Bereits in diesem Jahr habe der Bund 50 Millionen Euro weniger an die Länder überwiesen, sagt Bischoff.

Für die Beschäftigungsträger haben die Kürzungen dramatische Folgen, zumal sie pro Ein-Euro-Jobber eine Pauschale von 455 Euro bekommen, die dazu dient, Personalkosten und Mieten zu tragen. So musste in Hamburg-Altona bereits das Ausbildungsrestaurant »Der Zinken« schließen. Zukünftig sollen die Träger nur noch 30 bis 120 Euro pro Jobber bekommen. »Eine qualifizierte Betreuung ist damit nicht zu leisten«, meint Bischoff. Die LINKE setzt indes auf eine verbesserte Qualifizierung der Langzeitarbeitslosen, von denen die Hälfte keinen Hauptschulabschluss hat. Finanziert werden sollen diese Maßnahmen, indem die Hälfte der zu erwartenden Steuermehreinnahmen von rund 700 Millionen Euro verwendet werden soll, um den Wohnungsbau in der Hansestadt anzukurbeln, die Universitäten besser auszustatten und nicht zuletzt in Sofortmaßnahmen im Bereich des Arbeitsmarkts zu investieren.

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