Einfach nicht zu erklären
Zweitliga-Aufsteiger Dynamo Dresden besiegt nach 0:3 noch Vizemeister Bayer Leverkusen
Verloren trotz 3:0-Führung: Beim Zweitligaaufsteiger Dynamo Dresden musste sich Vizemeister Bayer Leverkusen in der ersten Runde des DFB-Pokals verabschieden. Sprach- und fassungslos sowie durchnässt vom Dauerregen schlichen die Spieler um Kapitän Michael Ballack am Sonnabend vom Rasen des Rudolf-Harbig-Stadions. In einer irren Partie hatte ihnen Dresden gerade den Schneid abgekauft. Die Sachsen drehten das von vielen längst verloren geglaubte Spiel und gewannen am Ende mit etwas Glück 4:3 (0:2, 3:3). Einwechselspieler Alexander Schnetzler besiegelte das Pokalaus des haushohen Favoriten mit seinem abgezockten Lupfer in der 117. Minute, kurz vor Ende der Verlängerung. »Das war eine super Kontersituation für uns und ich musste dieses Tor machen«, beschrieb der 32-jährige Abwehrspieler seinen Lauf auf das Tor von Leverkusens Ersatzkeeper David Yelldell. »Dann war da nur noch Freude.«
Wie seine Mitspieler und Trainer Ralf Loose habe aber auch er nicht damit gerechnet, dass Dresden in der zweiten Halbzeit noch einmal ins Spiel finden würde. Denn Dynamo hatte eine Stunde lang keine Chance gegen den um Klassen besseren Erstligisten. In Halbzeit eins waren die Gäste nach sehenswerten Treffern von Eren Derdiyok (6. Minute) und Sidney Sam (12.) früh in Führung gegangen. Dann wurden die Schwarz-Gelben nach der Halbzeitpause kalt erwischt. André Schürrle sorgte mit seinem Tor (49.) für die vermeintliche Vorentscheidung zum 3:0. Anschließend zogen sich die Leverkusener immer mehr zurück. Nach der Einwechslung von Stefan Kießling und Ballack (63.) lief bei der Werkself nicht mehr viel zusammen. Stattdessen nahm Dynamo Fahrt auf.
Angetrieben von den 26 000 Zuschauern schafften sie durch den Doppelschlag von Sebastian Schuppan (68.) und Robert Koch (70.) den Anschluss. »Wir haben gemerkt, da geht noch was und Leverkusen war nervös«, sagte Dresdens Florian Jungwirth nach der Sensation. Die Außenseiter, die mit 4,1 Millionen Euro den niedrigsten Zweitligaetat haben, spielten plötzlich wie im Rausch.
Als Koch, der beste Spieler auf dem Platz, in der 86. Minute zum zweiten Mal eingenetzt hatte, tobte das Stadion. In der anschließenden Verlängerung hatte Leverkusen zwar wieder mehr vom Spiel. Das Tor machte aber Schnetzler. »Das war tragisch, denn selbst nach dem 3:3 hatte ich noch das Gefühl, dass wir das Spiel entscheiden können«, war Bayers Sportdirektor Rudi Völler ratlos. Leverkusens neuer Trainer Robin Dutt hielt Dresdens Sieg »aufgrund ihrer Leistung ab der 60.Minute« aber für verdient. Das 1:3 sei ein »deutlicher Warnschuss« gewesen, den sein Team nicht gehört habe. »Was nach dem 2:3 passiert ist, kann man nicht erklären«, versprach Dutt eine schonungslos Analyse.
Für Dresden beginnt schnell wieder der Ligaalltag. »Wir werden jetzt feiern, und vielleicht wird uns ein Heimspiel gegen einen Erstligisten zugelost«, so der gebürtige Löbauer Koch. »Aber dann geht es für uns wieder nur um den Klassenerhalt.«
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