BFC Dynamo droht Ausschluss vom Pokal
Nach den Ausschreitungen in Berlin werden Fehler der Ordnungskräfte untersucht und Konsequenzen diskutiert
Das Verhalten der Ordner des BFC Dynamo und die damit ermöglichte Hooligan-Eskalation im DFB-Pokalspiel am Sonnabend gegen den 1. FC Kaiserslautern hat unter Berliner Fußball-Verantwortlichen Kritik ausgelöst. Bis hin zu einem Ausschlussverfahren des für seine gewaltbereiten Fans bekannten Klubs gehen nun die Forderungen. »Ich bin fassungslos, wie es passieren kann, dass von Ordnern Tore geöffnet werden, die den Chaoten freien Zugang zum Gästeblock gewähren«, sagte Wilfried Riemer, Leiter des Spielbetriebs im Nordostdeutschen Fußball-Verband (NOFV). Er kündigte eine Überprüfung aller Sicherheitskonzepte des Oberligisten an.
Nach dem Spiel hatten bis zu 300 Chaoten den Gäste-Fanblock gestürmt und wild auf Kaiserslauterer Anhänger und Polizeibeamte eingeprügelt. Die Berliner Polizei macht Fehler beim Ordnungsdienst des BFC für die Krawalle verantwortlich. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ermittelt zu den Vorfällen im Ludwig-Jahn-Sportpark. »Unser Beobachter hat einen Bericht verfasst, dieser wird an den Kontrollausschuss weitergeleitet«, sagte DFB-Sprecher Maximilian Geis. In solchen Fällen sind Geldstrafen oder Platzsperren üblich. Doch Dynamo ist Wiederholungstäter, und die Krawalle von Samstag wiegen schwer. Ein Ausschluss aus dem DFB-Pokal im kommenden Jahr ist denkbar.
»Es muss geklärt werden, wer die Tore aus welchem Grund geöffnet hat. Wären die Tore verschlossen geblieben, hätte es die Krawalle nicht gegeben. Es muss deutlich werden, ob eventuell einzelne Ordner mit den Hooligans zusammengearbeitet haben«, sagte Riemer. Aus seiner Sicht sei der Polizei kein Vorwurf zu machen, zu spät eingegriffen zu haben. Damit konterte er den Vorwurf des BFC-Fan-Verantwortlichen Rainer Lüdtke, der der Polizei wegen »zu zögerlichen Eingreifens« eine »Mitschuld« gegeben hatte.
BFC-Präsident Peter Meyer bemühte sich mit einer Entschuldigung in Richtung Kaiserslautern auf der Vereins-Internetseite um Schadensbegrenzung. »Wir versichern, dass wir in Zusammenarbeit mit der Polizei alle juristischen Mittel ausschöpfen werden, um Gewalttäter zu identifizieren. Keiner soll ein Schlupfloch finden«, erklärte Meyer.
Für Bernd Schultz, den Präsidenten des Berliner Fußball-Verbandes, ist dies ebenso wie die angekündigten Stadionverbote eine Selbstverständlichkeit. Er forderte eine Aufdeckung aller Umstände der Ausschreitungen, bei denen 18 Polizisten verletzt worden waren. »Für mich sind die Ordner mitverantwortlich. Und: Es waren aus meiner Sicht viel zu wenige bei der Sicherung des Gästeblocks im Einsatz«, kritisierte er. »Auslöser war ein einzelner Fan, der vor dem Lautern-Block provozierte. Hätten Ordner ihn schnell aus dem Verkehr gezogen, wäre die Situation nicht so eskaliert«, sagte Schultz.
Schultz will abwarten, ob der DFB neben den erwarteten Strafen auch Empfehlungen an den Berliner Verband ausspricht. »Auf die Forderungen nach einem Ausschluss-Verfahren gegen den BFC will ich jetzt noch nicht eingehen. Schnellschüsse wird es von uns nicht geben.«
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.