Tore für die Tochter

Augsburgs neuer Stürmer Sascha Mölders trifft beim 2:2 gegen den SC Freiburg doppelt

  • Thomas Häberlein, SID
  • Lesedauer: 2 Min.

Sascha Mölders sah nicht aus wie ein Held. Er freute sich eher still und war an einem historischen Tag zufrieden, seine kleine Tochter glücklich gemacht zu haben. Am Morgen des ersten Bundesligaspiels in der bald 104 Jahre währenden Geschichte des Fußballklubs Augsburg hatte die zweieinhalb Jahre alte Joy ihren Vater angerufen und ihm aufgetragen, er möge bitte, bitte dafür sorgen, dass sie diese Tormelodie im Stadion spielen. Nach Treffern der Schwaben tönt »Eine Insel mit zwei Bergen« aus den Lautsprechern der Arena, ein Lied aus »Jim Knopf«, einem der Stars der »Augsburger Puppenkiste«.

Joy Mölders hatte beim 2:2 (0:0) des FC Augsburg gegen den SC Freiburg gleich doppelt Grund zur Freude. 37.984 Tage nach der Vereinsgründung am 8. August 1907 erzielte ihr Papa, 26 Jahre alter Vater von schon vier Kindern, die ersten Treffer des FCA in der Bundesliga. Per Kopf (54. und 81.) glich Mölders jeweils die Führung für die Gäste durch Demba Papiss Cissé (48.) und Cédrick Makiadi (55.) aus. Mölders aber blieb bescheiden. »Ich habe den Punkt nicht gerettet. Ich habe zwei Tore gemacht«, sagte er und ergänzte: »Das war ein Punkt für die Moral.«

Der Punkt war auch eine wirksame Beruhigungspille nach einer Woche, in der in Augsburg in erster Linie über Michael Thurk geredet wurde. Der Torjäger ist seit vergangenem Montag freigestellt. Dass an Stelle von Thurk nun Mölders traf, »das kann man nicht planen und umsetzen«, sagte Trainer Jos Luhukay mit ein klein bisschen Genugtuung. »Sascha hat ein Wahnsinnsspiel gemacht, vor allem in der zweiten Halbzeit«, lobte er seinen Stürmer.

Noch mehr freute den Trainer, »was die Mannschaft an Energie mitgebracht hat. Zweimal in der Bundesliga einen Rückstand aufzuholen, das ist nicht einfach.« Charakter und Moral waren die beiden am häufigsten gebrauchten Worte bei den Augsburgern nach dem Spiel – Michael Thurk seien diese fremd geworden, hieß es.

»Das war für alle ein sensibles Thema«, sagte FCA-Kapitän Uwe Möhrle zum Fall Thurk. Nicht zuletzt dank Mölders aber wollten die Schwaben, in deren Kader nur 13 Spieler mit Bundesliga-Erfahrung stehen, nicht groß drüber reden. Möhrle erzählte lieber, dass sich nach »turbulenten Tagen« alle gefreut hätten auf diese Premiere. Am Ende waren die Augsburger dann sogar ein bisschen enttäuscht, dass es nur ein Punkt geworden war. »Wir haben uns teuer verkauft, aber unter dem Strich wäre heute mehr drin gewesen«, sagte Axel Bellinghausen, Flankengeber zum historischen ersten Treffer.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.