Neue Runde im Fall Strauss-Kahn
New Yorker Zimmermädchen verklagt den früheren IWF-Chef und will Schadenersatz
Mehrfach hatte ihr Anwalt es angekündigt, jetzt ist es schriftlich: Nafissatou Diallo hat Dominique Strauss-Kahn verklagt. Das New Yorker Zimmermädchen wirft dem Ex-Währungsfondschef versuchte Vergewaltigung vor – und will Schadenersatz.
Der Fall Strauss-Kahn geht in eine neue Runde und diesmal geht es vor allem um Geld: Das Zimmermädchen, dass dem Ex-IWF-Chef versuchte Vergewaltigung vorwirft, hat Dominique Strauss-Kahn zivilrechtlich verklagt. Nach New Yorker Recht kann die Klage von Nafissatou Diallo auch dann erfolgreich sein, wenn der 62-Jährige strafrechtlich nicht verurteilt wird. Haft droht ihm dann nicht, aber möglicherweise muss er Schadenersatz zahlen. Und in den USA kann das Millionen bedeuten.
Diallos Anwalt Kenneth Thompson spricht in seiner 17-seitigen Klageschrift von einem »gewaltsamen und sadistischen Akt«. Strauss-Kahn sei nackt über die 32-Jährige hergefallen und habe sie »ihrer Würde als Frau beraubt«. Zudem sei der Ruf seiner Mandantin erschüttert. Eine Summe taucht in dem Dokument nicht auf. »Frau Diallo wird das akzeptieren, was die Geschworenen für richtig halten«, sagte Thompson der »New York Times«.
Nach sieben Wochen Haft und Hausarrest ist Strauss-Kahn seit Anfang Juli wieder frei, weil erhebliche Zweifel an der Glaubwürdigkeit Diallos aufgekommen waren. Sie soll bei einzelnen Angaben gelogen haben und in kriminelle Machenschaften verwickelt sein. Deshalb ist nicht ausgeschlossen, dass der Fall beim nächsten Gerichtstermin am übernächsten Dienstag fallengelassen wird. Eine Zivilklage könnte dennoch Erfolg haben: Hier genügen ernsthafte Zweifel, während beim Strafprozess die Schuld klar erwiesen sein muss. Diallo hat vor einem Gericht in der Bronx geklagt. Der Gerichtsstand im armen Einwandererviertel statt im teuren Manhattan könnte ihre Chancen deutlich verbessern. »Dort sind die Erfolgsaussichten größer«, sagte der Jurist John Di Paola dem »Figaro«. Die Einwohner der Bronx seien gegenüber Klägern in der Regel wohlwollender eingestellt. Diallo könne auf 20 bis 25 Millionen Dollar plädieren. Eine weitere hohe Strafe könnte als »moralische Strafe« verhängt werden.
Das Verfahren brauche Zeit. »Vor dem Supreme Court in der Bronx wird der Prozess erst in vier, fünf, vielleicht sogar zehn Jahren beginnen. Das ist die gute Nachricht für Strauss-Kahn«, sagte Anwalt Ronald L. Kuby der Pariser Zeitung. Hintergrund sei die hohe Belastung des Gerichts und die Möglichkeit der Anwälte, den Prozessbeginn lange hinauszuzögern. Über jeden einzelnen Antrag könne theoretisch sechs Monate lang beraten werden. Deshalb könnte es letztlich doch zu einer Einigung zwischen Klägerin und Beklagtem kommen. dpa
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