Bella Italia schlägt den Weltmeister
Überzeugende Azzurri besiegen Spanien 2:1
Italien ist im Fußballglück. Dank einer überzeugenden ersten Halbzeit und einem gelungenen Schlussspurt bezwang der zuletzt nahe am Abgrund taumelnde Altmeister den amtierenden Weltmeister mit 2:1. »Das ist ein Sieg, der Vertrauen gibt«, meinte die »Gazzetta dello Sport« und erinnerte an den weiten Weg, den die italienische Nationalmannschaft »von den Ruinen Südafrikas« bis zu diesem Prestigesieg zurückgelegt hat. Nicht nur das Ergebnis war eine Überraschung. Die einstigen Bewegungsminimalisten und Festungsbauer befleißigten sich auch eines ansehnlichen Kurzpassspiels. Sie hatten vorgehabt, die Spanier mit deren Waffen zu schlagen. Und dies glückte ihnen.
»Charakter und Kombinationsspiel à la Barcelona« hatte Trainer Cesare Prandelli von seinen Spielern verlangt. Gegen eine zu Beginn weitgehend Barcelona-freie Spanienauswahl – nur Gerard Pique und Andres Iniesta standen auf dem Platz – gelang dies recht gut. Das Offensivduo Giuseppe Rossi und Antonio Cassano scheute auch nicht vor Duellen Mann gegen Mann, und aus dem Mittelfeld erhielten sie Verstärkung.
So war es kein Zufall, dass beide Tore von offensiven Mittelfeldakteuren erzielt wurden. Riccardo Montolivo, an dem auch deutsche Vereine Interesse zeigten, verwertete mit einem Lupfer unter die Latte einen langen Pass von Verteidiger Domenico Criscito. Alberto Aquilani, den Juventus wieder zum FC Liverpool zurückgeschickt hatte, traf von der Strafraumgrenze nach einem Abpraller. Spanien kam nur dank eines Foulelfmeters zum zwischenzeitlichen Ausgleich.
Der gemütsvollen Miene von Weltmeistertrainer Vicente del Bosque konnte das Ergebnis trotzdem wenig anhaben. Spaniens Coach lächelte still in seinen Schnurrbart hinein. Er konnte einige gute Aktionen von Fernando Llorente, David Silva und Mata beobachten. Auch Iniesta und Elfmeterschütze Xabi Alonso ließen ab und an ihr Können aufblitzen. Dass seine Mannen nicht mit dem allerletzten Biss agierten, machte ihm wenig aus. »Die Supercopa zwischen Real und Barca hatte Vorrang«, begründete er den Einsatz seiner B-Auswahl. Zum Spiel sagte er: »Fußball ist paradox. Als wir das Spiel in die Hand bekamen, gelang Italien die Führung.«
Auf Wohlwollen beim Gastgeber traf seine Anerkennung für den Gegner. »Sie haben Fußballer wie wir, die sich weiter verbessern. Das sind Leute von großer Qualität, die gut zusammenarbeiten, ein gutes Spiel in der Zentrale aufziehen und mit Rossi und Cassano auch in die Tiefe vorstoßen können.«
Die von Prandelli eingeführte neue Spielkultur wurde auch von den italienischen Medien als wichtigste Errungenschaft gewürdigt. »Für jemanden, der seit Jahrzehnten nur kalkuliert hat, besteht nach dieser fantastischen ersten Halbzeit wieder Hoffnung«, meinte »La Stampa«. Sie lobte, dass die Mannschaft »ohne Angst vor dem Weltmeister agiert« hätte. »Repubblica« feierte schlicht ein »bella Italia«.
»Das 2:2 gegen Deutschland hat uns schon den richtigen Schwung für die EM-Qualifikation gegeben. Jetzt geht es weiter aufwärts«, meinte Torschütze Montolivo. Nun kommt es für Trainer Prandelli darauf an, die guten Ansätze zu stabilisieren und weitere Entwicklungsschritte zu machen.
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