Waffen, Trucks und Country

Ur-Amerikaner Chris Kaman will mit deutschen Basketballern zu Olympia

  • Uli Schember, SID
  • Lesedauer: 3 Min.
Dirk Nowitzki ist für die deutsche Nationalmannschaft der Schlüssel zu einer erfolgreichen EM. Doch auch vom zweiten deutschen NBA-Profi Chris Kaman wird in Litauen viel erwartet.

Chris Kaman ist da. »Bin gerade in Deutschland angekommen und bereit zu spielen!«, twitterte der Basketball-Nationalspieler am Montagabend. Mit Sack und Pack hat sich der NBA-Profi aus den USA knapp drei Jahre nach seinem Debüt im Trikot der deutschen Mannschaft auf den Weg gemacht, um an der Seite von Dirk Nowitzki bei der Europameisterschaft in Litauen erneut für das Heimatland seiner Urgroßeltern zu spielen. »Wir haben einen langen Weg vor uns, aber wir werden das Beste geben. Ich freue mich auf die Zeit«, sagte Kaman, nachdem er gestern das Training mit dem Nationalteam aufgenommen hatte. Mit dem Eintreffen des eingebürgerten Kaman ist das deutsche Aufgebot um einen unkonventionellen Typen reicher, so viel steht fest.

Am Wochenende wird Kaman beim Supercup in Bamberg sein erstes Länderspiel seit Olympia in Peking 2008 bestreiten. Seit drei Jahren hat er den deutschen Pass, das ändert aber nichts daran, dass der Center der Los Angeles Clippers viel mitbringt, was man gemeinhin als »typisch amerikanisch« bezeichnet. So macht der rotblonde 2,13-Meter-Riese keinen Hehl aus seiner Vorliebe für Waffen, auf der Videoplattform Youtube kann man sich anschauen, wie der gebürtige Amerikaner mit einem Gewehr ein Autowrack durchlöchert.

Auch seine eigene Trainingshalle und den standesgemäßen grünen Pick-up präsentiert Kaman stolz im Internet, der fahrbare Untersatz darf bei dem 29-Jährigen aber auch gerne noch etwas größer sein. Einen zum Verkauf stehenden Panzer prüfte Kaman bei einer Testfahrt auf Herz und Nieren. In seiner Freizeit geht der Hüne natürlich gerne Angeln, aus den Boxen seiner Anlage kommen Country-Klänge.

Der 120-Kilo-Koloss gewährt gerne Einblicke in sein Privatleben. Nach seiner Landung in Deutschland veröffentlichte er Fotos von der Leibesvisitation und dankte der US-Security mit einem Schuss Ironie dafür, dass er sich immer wieder »sicher fühlen« dürfe. Wegen der andauernden Aussperrung aller Spieler in der NBA kritisierte Kaman zuletzt öffentlich Ligaboss David Stern und fragte nebenbei, ob es in Iran wohl sicher genug sei, um dort zu spielen.

Auch einen deutschen Klub kann sich Kaman während des Lockouts übergangsweise als Arbeitgeber vorstellen. Erst einmal hat der Millionär aber andere Prioritäten: Mit der deutschen Mannschaft will der Defensivspezialist wie 2008 die Olympiaqualifikation erreichen.

Allein hat sich Kaman auf das Europa-Abenteuer vorbereitet, seit Dienstag trainiert Kaman in Bamberg unter der Leitung von Dirk Bauermann mit seinen Teamkollegen. Der Bundestrainer ist in den letzten Wochen nicht müde geworden zu betonen, wie wichtig neben Nowitzki auch Kaman für die junge Mannschaft sei. In Kombination mit dem Kollegen aus Dallas ist Kaman vor allem unter den Körben extrem wertvoll.

18,5 Punkte und 9,3 Rebounds im Schnitt verbuchte Kaman 2009/10 in seiner bislang besten NBA-Saison, als Lohn folgte eine Nominierung für das Allstar-Game. Im vergangenen Jahr lief es dagegen weniger gut, Kaman hat eine schwierige Saison hinter sich. Verletzungen begleiteten die gesamte Spielzeit, Probleme am Knöchel und Knie sorgten dafür, dass Kaman 50 Spiele verpasste. Sein letzter Einsatz datiert vom 6. April.

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