Ärzte suchen und bewerten
Weiteres Internet-Auskunftsportal für Patienten gestartet
Der bisherige Hausarzt geht in den Ruhestand, ein neuer wird gesucht. Er soll Hausbesuche machen und sich mit Altersdiabetes auskennen. Im Internet ließe sich dieses Problem mit Hilfe des neuen vdek-Arztlotsen lösen. Hier sollen Patienten bei der Arztsuche unterstützt werden und eigene Bewertungen abgeben können.
Dabei ist das Ganze so neu nicht: Die Hamburger Stiftung Gesundheit brachte vorhandene Daten und Bewertungen ein, die sie in den vergangenen Jahren in anderen Onlineportalen gewann. So umfasst das Verzeichnis die Adressdaten von allen 240 000 zugelassenen Ärzten, Zahnärzten und Psychologischen Psychotherapeuten. Hinzu kommen 150 000 Bewertungen von Patienten.
Warum nach einem ähnlichen Projekt von AOK und Barmer GEK, das im Mai startete, nun noch ein weiteres? Zumal die Barmer GEK auch dem vdek angehört, sich am neuen Portal aber nicht beteiligt. Die Antwort ergibt sich teils aus den Unterschieden. Bei dem vdek-Arztlotsen ist keine Registrierung zur Abgabe von Kommentaren nötig, ebenso keine Mindestzahl von Bewertungen, ehe diese der Netzöffentlichkeit preisgegeben werden. Auch ein Freitextfeld ist hier möglich, das Barmer GEK und AOK ablehnen, um so Schmähkritik zu vermeiden. Für den Arztlotsen bedeutet die Nutzung eines solchen Feldes für Patientenkommentare einen größeren personellen Aufwand. Die Bewertungen werden in der Regel erst einen Tag nach ihrer Eingabe freigegeben, nach der Sichtung durch ausgebildete Mitarbeiter. Der Missbrauch der Bewertungsfunktion etwa durch Konkurrenten könne aber niemals hundertprozentig ausgeschlossen werden, so Peter Müller vom Vorstand der Stiftung Gesundheit, erklärt aber: »Wir haben seit 2001 ein zwölfstufiges Set von Sicherheitsvorkehrungen entwickelt.«
Die Stiftung Gesundheit betreibt seit 1997 ein nichtkommerzielles Auskunftsportal und gibt ihr Know-how über Lizenzverträge an Portale wie Netdoktor.de weiter. Vdek-Vorstand Thomas Ballast gibt sich gegenüber dem Konkurrenzprojekt gelassen: »Das heißt nicht, dass unser Portal besser ist, es handelt sich nur um unterschiedliche Vorgehensweisen.«
Auch die Vollständigkeit der Therapeutenliste spricht für das vdek-Modell. Hier gibt es zudem umfangreichere Kriterien für die Bewertung einer Praxis und ein dreistufiges System für die Wahl des richtigen Arztes: nach Facharztabschluss, nach zusätzlichen Qualifikationen laut der Weiterbildungsordnung sowie außerdem nach diagnostischen und therapeutischen Schwerpunkten, die von den Ärzten selbst angegeben werden. Auch im Kontakt mit den Ärzten wird ein höherer Aufwand betrieben: Einmal jährlich werden diese nach Änderungen befragt und genauso oft darauf hingewiesen, dass sie ihrer Aufnahme in das Portal widersprechen können. »Die Ablehnung bewegt sich allerdings im Sub-Promille-Bereich«, bemerkt Peter Müller.
Die Berliner Patientenbeauftragte Karin Stötzner zeigt sich angesichts der neuen Möglichkeit guten Mutes: Der Anteil der älteren Menschen, die das Internet aktiv nutzen, sei in letzter Zeit deutlich gestiegen. Auch unter den chronisch Kranken und Patienten mit seltenen Krankheiten seien viele in dieser Beziehung sehr beweglich: »Und für sie sind beide Portale gut, sie nutzen sie gleichzeitig für eine umfassende Information.«
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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