Schoss Kurt Beck ein Eigentor?

Ministerpräsident verschenkt Dauerkarte nach Pfeifkonzert

  • Robert Luchs
  • Lesedauer: 3 Min.
Sein Bekenntnis zum 1. FC Kaiserslautern brachte Kurt Beck ein Pfeifkonzert bei Mainz 05 ein. Der Ausgepfiffene reagiert trotzig und kehrt dem Mainzer Bundesligisten den Rücken.

So bärbeißig Kurt Beck (SPD) auch wirken mag, so dünnhäutig ist der rheinland-pfälzische Ministerpräsident, wenn die Bürger seines Bundeslandes ihm nicht huldigen. Als trotzige Reaktion auf ein gellendes Pfeifkonzert, das bei der Eröffnung der neuen Coface Arena über Beck hereinbrach, verschenkte der Regierungschef und Fußballfan seine Dauerkarte für die Heimspiele von Mainz 05 an die Bereitschaftspolizei. Das sich in Leserbriefen widerspiegelnde Echo reicht von »mimosenhaft« bis »Majestätsbeleidigung«.

Eigentlich ist Ministerpräsident Kurt Beck, der an der Spitze einer rot-grünen Koalition in Mainz steht, ständiger Besucher von Fußballspielen – sei es in Kaiserslautern oder in Mainz. Die Fans aber nehmen es Beck übel, dass dieser sich als bekennender Fan des 1. FC Kaiserslautern (FCK) geoutet hat. Es ist auch kein Geheimnis, dass erhebliche Mittel aus der Landeskasse in die des pfälzischen Traditionsvereins geflossen sind.

Bei der Eröffnung im neuen Mainzer Stadion hatte Beck seine Rede abgekürzt, als ihm der Unmut in Form von Pfiffen entgegenschallte. Vereinspräsident Harald Strutz entschuldigte sich bei dem Ministerpräsidenten und erwähnte pflichtschuldigst die finanzielle Hilfe des Landes beim Bau der Coface Arena. Beck aber blieb beleidigt und bekräftigte seinen Entschluss, den Kickern nicht mehr zusehen zu wollen. Für Oppositionsführerin Julia Klöckner (CDU) eine willkommene Gelegenheit für einen öffentlichkeitswirksamen Vorschlag: Sie wolle Beck die Dauerkarte abkaufen. Ein Sprecher des Ministerpräsidenten konterte, Frau Klöckner sei sich wohl für keinen Klamauk zu schade.

Nun schaltete sich der Fraktionschef der Grünen, Daniel Köbler, ein und forderte den Koalitionspartner auf, sich das alles noch einmal zu überlegen und das Stadion nicht länger zu meiden. Er wisse, so Köbler, dass Beck ein ausgewiesener Fußballkenner sei und lud ihn zu einem gemeinsamen Besuch ins Stadion ein. Neben seinem FCK habe Beck immer auch zu der Mainzer Mannschaft gehalten. In der Mainzer Staatskanzlei sprach man von einem »sympathischen Angebot«, doch auch wenn Fußball die schönste Nebensache der Welt sei, so sollte man sich jetzt wieder der politischen Arbeit widmen.

Mainz 05 habe den Nimbus, anders zu sein, offen, herzlich und tolerant, nimmt ein Leserbriefschreiber zu den Vorgängen Stellung. Bei dem guten Umfeld sei zu hoffen, dass es so bleibe. Voraussetzung sei allerdings, dass man solche »primitiven Fans« in den Griff bekomme. Ein anderer Schreiber kritisiert Beck und spricht von einem »mimosenhaften Verhalten.« Er hätte erkennen müssen, dass er nicht wegen seiner politischen Tätigkeit ausgepfiffen wurde, sondern nur wegen seines Bekenntnisses zum FCK. Unterm Strich bleibe, dass »Majestät sich beleidigt fühlt«.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.