Flotter Dreier auf der IFA
Nach dem Smartphone präsentiert die Berliner Elektronikmesse das SmartTV
Während die Tagesschau läuft, geht auf dem Fernsehbildschirm ein Fenster auf und blendet eine neue E-Mail ein. Die Werbepausen werden genutzt, um Youtube-Videos anzuschauen. So oder ähnlich preisen die Hersteller die Vorzüge ihrer SmartTV-Geräte an.
Fernsehprogramme werden schon länger über das Internet übertragen. Dabei dient der Computer als Fernseher. Künftig soll der Fernseher als Computer dienen. SmartTV integriert Computertechnik in TV-Geräte. Internetangebote sind vom Sofa aus auch auf dem Fernseher nutzbar. Aber SmartTV-Geräte sollen noch mehr können. Apps, kleine Zusatzprogramme, erweitern die Funktionalität und ermöglichen Anbietern zusätzliche Einnahmen. Das hat Apple mit seinem Smartphone, dem iPhone, vorgeführt.
Die Unterhaltungsgeräteindustrie erhofft sich von den neuen Fernsehgeräten in den nächsten Jahren hohe Umsatzzuwächse. Nach dem Austausch der Röhrenfernseher durch die Flachbildschirmgeräte soll durch SmartTV eine neue Austauschwelle ausgelöst werden. Die Auswechselung voll funktionsfähiger Geräte – davon träumen die Gerätehersteller. Allerdings hoffen nicht nur sie auf Umsatzsteigerungen. Hinter der Konvergenz der drei Medienformen verbirgt sich ein für mehrere Seiten viel versprechendes Geschäftsmodell, das in den USA schon um 1990 propagiert wurde – also weit bevor das Internet privatisiert wurde und damit überhaupt erst eine kommerzielle Nutzung des Netzes erlaubt war.
Rundfunkfrequenzen sind knapp und werden von staatlichen Aufsichtsbehörden vergeben. Das erfolgt in Deutschland durch die Landesmedienanstalten, und zwar in jedem Bundesland einzeln. Die Reichweite eines Senders ist begrenzt und der Betrieb von Sendeanlagen teuer. Satellitenkanäle sind auch nicht günstig zu haben. Was liegt da für Programmanbieter näher, als Fernseh- und Radioprogramme über das Internet »auszustrahlen«. Plötzlich wird ein Regionalsender weltweit verfügbar, und das zu überschaubaren Kosten. Für diese Möglichkeiten interessieren sich aber auch die Netzbetreiber, wie beispielsweise die Telekom, Deutschlands größter Anbieter. Sie liefert schon längst über einen Anschluss Internet und Telefon ins Haus und über die gleiche Leitung auch TV-Angebote. Die mediale Vereinigung TV, Telefon und Internet wird von den Anbietern mit dem Begriff »Triple Play« vermarktet.
TV- und Videodaten sind umfangreich und erzeugen eine erhöhte Auslastung der Datenleitungen. Deren Bandbreite ist aber beschränkt, eine Leitung kann nicht beliebig viele Daten gleichzeitig transportieren. Für mehr Bandbreite wäre der Ausbau der Netze notwendig. Das ist mit hohen Kosten verbunden und wird daher nur zögerlich vorangetrieben. Neue Nutzungsformen wie SmartTV lassen den Bedarf an Bandbreite weiter ansteigen. Um trotzdem von den Neuentwicklungen zu profitieren, entwickeln die Netzbetreiber neue Preismodelle. Dazu zählen zusätzliche Gebühren von den Anbietern für den Transport der TV-Programme und von den Kunden einen Aufpreis für den bevorzugten Transport der Audio- und Videodaten. Denn diese Daten sind empfindlich gegenüber Verzögerungen. Fließt der Datenstrom aufgrund überfüllter Leitungen nicht gleichmäßig, ruckelt das Bild oder der Ton setzt aus. SmartTV-Geräte benötigen nicht ohne Grund zwei Kabelverbindungen, den herkömmlichen TV- und den zusätzlichen Internet-Anschluss. Eine smarte Lösung für den Bandbreitenengpass steht noch aus.
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