Jamaikas Staffel läuft mit Bolt zum Weltrekord
Leichtathletik-WM: Deutsches Team noch mit zwei Medaillen / Gold für Matthias de Zordo und Silber an Betty Heidler
Die 13. Leichtathletik-WM im südkoreanischen Daegu erlebten doch noch einen Weltrekord: Jamaikas Sprintstaffel um Superstar Usain Bolt sorgte zum Abschluss für die Krönung und verbesserte mit 37,04 Sekunden die bisherige Bestzeit ihres Landes um sechs Hundertstelsekunden. Für Bolt war es das zweite WM-Gold in Daegu, nachdem der 26-Jährige, der im 100-Meter-Finale wegen Fehlstarts disqualifiziert worden war, über 200 Meter gewonnen hatte. Für die deutsche Mannschaft gab es zum Ausklang noch zwei Medaillen: Gold durch Speerwerfer Matthias de Zordo (Saarbrücken) und Silber für Hammerwerferin Betty Heidler (Frankfurt).
Die Generalprobe für Olympia 2012 in London haben die deutschen Leichtathleten bestanden. Es ist und bleibt jedoch ein harter Kampf, sich in der Weltspitze zu halten. Diskuswerfer Robert Har-ting, Kugelstoßer David Storl und Speerwerfer Matthias de Zordo haben der WM-Bilanz der deutschen Leichtathleten einen goldenen Glanz verliehen. Ohne seine Werfer hätte der DLV aber schwarz gesehen.
DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen zog dennoch ein überschwängliches Fazit: »Mit diesen Siegertypen gehören wir zu den besten Leichtathletik-Nationen der Welt. Mit Blick auf die Olympischen Spiele 2012 haben wir unsere Standortbestimmung hier hervorragend bewältigt und eine exzellente Visitenkarte abgegeben.«
Nach allen 47 Disziplinen lag Deutschland im Medaillenspiegel mit dreimal Gold, dreimal Silber und einmal Bronze auf Rang fünf hinter den USA, Russland, Kenia und Jamaika. Damit machte der DLV einen Platz gut gegenüber Berlin 2009. Zu den neun Medaillen von 2009 (2-3-4) fehlten dem deutschen Team in Südkorea zwei.
Auch DLV-Vizepräsident Günther Lohre sieht das verjüngte 71-köpfige Team auf gutem Weg zu Olympia 2012. Eine Pleite wie in Peking 2008 mit nur einmal Bronze schließt er aus: »Ich glaube, wir haben eine sehr gute Basis. Wir haben hier 80 Prozent der Mannschaft von London gesehen.«
Viertes Gold blieb aus
Mit dem erhofften vierten WM-Titel durch Hammerwurf-Weltrekordlerin Betty Heidler (Frankfurt) wurde es allerdings nichts. »Ich habe um Gold gekämpft, nicht um Silber«, sagte sie später mit zusammengepressten Lippen. Die Titelkandidatin Nummer eins im deutschen Team konnte keinen goldenen Schlusspunkt setzen und war selbst am meisten enttäuscht über ihren zweiten Platz. »Das war nicht das, was ich wollte, nicht das, was ich kann. Ich kann mich nicht wirklich freuen.«
Die russische Überraschungssiegerin Tatjana Lysenko schleuderte den Hammer im dritten Durchgang auf 77,13 Meter, während Heidler nur schwer in Schwung kam. Der erste Wurf war ungültig, der zweite touchierte den Käfig, erst der fünfte landete bei 76,06 m. Die siebenfache deutsche Meisterin wollte eigentlich an ihren Weltrekordwurf von 79,42 m vom 21. Mai in Halle/Saale herankommen, aber davon war am letzten WM-Abend dann nicht mehr die Rede.
Kenias »Überläufer«
Kenias Laufasse räumten in Daegu fast alles ab. Siebenmal Gold, insgesamt 17 Medaillen – so gut waren die Ostafrikaner seit der WM-Premiere 1983 noch nie. Die »Überläufer« spielten mit der Konkurrenz Katz und Maus.
Den siebten Titel holte Marathonläufer Abel Kirui. Nach 2:07:38 Stunden war die Gold-Mission des 29-Jährigen erfüllt. Auch seine hoch gehandelten Landsleute konnten Kiruis »Zwischenspurt« bei Kilometer 30 nicht folgen. So hatte Vincent Kipruto im Ziel der klassischen 42,195-km-Strecke sage und schreibe 2:28 Minuten Rückstand. Einen dreifachen Triumph der Ostafrikaner wie im Frauen-Marathon verhinderte der drittplatzierte Äthiopier Feyisa Lilesa (2:10:32). »Das war ein schwieriges Rennen, aber Gott hat mir die Kraft zum Sieg gegeben«, meinte der alte und neue Weltmeister.
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