Retterinnen Hans Rosenthals geehrt
Drei Frauen versteckten den 18-Jährigen vor den Nazis / Neuer Gedenkort in Lichtenberg
Sie versteckten in den Jahren 1943 bis 1945 einen jüdischen Jugendlichen und retteten ihm so das Leben. Ida Jauch, Emma Harndt und Maria Schönebeck hielten in ihrer Laube in der Kleingartenanlage »Dreieinigkeit« den damals 18-jährigen jungen Mann verborgen. Dieser Hans Rosenthal wurde Jahre später ein gefeierter Rundfunk- und Fernsehmoderator. Seine Quizshow »Dalli Dalli« aus den Jahren 1971 bis 1986 ist bis heute berühmt.
Die Kleingartenanlage »Dreieinigkeit« gibt es seit den 60er Jahren nicht mehr. Dort befindet sich heute das Wohngebiet Bernhard-Bästlein-Straße zwischen Weißenseer Weg und Vulkanstraße. Deshalb wurde die Gedenktafel auf dem Gelände der »Grundschule am Roedernplatz« im Beisein von Witwe Traudl, Sohn Hans Rosenthal und Lala Süßkind, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, angebracht. Dazu waren neben Bezirksbürgermeisterin Christina Emmrich weitere Spitzenpolitiker der LINKEN erschienen, so Bundestagsvize Petra Pau und die Senatoren Katrin Lompscher und Harald Wolf.
»Die Gartenanlage war damals der feste Wohnsitz vieler Familien«, erinnert Lichtenbergs Kulturstadträtin Katrin Framke (LINKE). »Zunächst hatte Ida Jauch den damals 18-jährigen Hans Rosenthal in einem Bretterverschlag in der Laube versteckt. Als sie plötzlich im Jahre 1944 verstarb, tauchte Rosenthal bei Maria Schönebeck unter.« Als Mitwisserin versorgte ihn Emma Harndt mit Zeitungen und Informationen über den Verlauf des Krieges. Dafür nahmen die drei Frauen Hunger, Entbehrungen und die Angst vor Entdeckung in Kauf. Diese drei Frauen werden als Beispiel für viele engagierte Lichtenberger geehrt. Sie teilten ihre wenigen Lebensmittelkarten mit dem jungen Mann, den sie im Garten versteckten.
Wie Katrin Framke betonte, »hat das Bezirksamt für die drei Frauen den Ehrentitel ›Gerechte unter den Völkern‹ beantragt«. Das ist die höchste Auszeichnung, die von der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem für nichtjüdische Einzelpersonen vergeben wird, die unter der nationalsozialistischen Herrschaft ihr Leben einsetzten, um Juden vor der Ermordung zu retten. »Wir sind froh darüber, dass der Sohn von Hans Rosenthal unsere Aktion unterstützt«, erklärte Katrin Framke.
Hans Rosenthal (2. April 1925 – 10. Februar 1987) wuchs in einer jüdischen Familie in Berlin-Prenzlauer Berg, Winsstraße 63, auf. Schon als Kind erlebte er antisemitische Verfolgung durch die Nationalsozialisten. Sein Bruder Gert (26. Juli 1932 – 22. Oktober 1942) und andere Angehörige wurden von den Nationalsozialisten ermordet. Hans Rosenthal wurde zur Zwangsarbeit gepresst, ab 1943 konnte er sich in der Kleingartenanlage verstecken. Nach dem Krieg ging Rosenthal zunächst zum Berliner Rundfunk. Nach politischen Auseinandersetzungen wechselte er 1948 zu RIAS Berlin. Dort startete er als Redakteur im Unterhaltungsbereich seine Karriere.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.