Griechischer Flächenbrand erreicht Paris

Frankreich: Banken und Finanzkonzerne erleiden an Börse heftigen Kurssturz / Eigenkapital soll aufgestockt werden

  • Ralf Klingsieck, Paris
  • Lesedauer: 2 Min.
Die panikähnliche Debatte um die griechischen Schulden und die Möglichkeiten, die davon ausgehende Gefahr für den Euro noch in den Griff zu bekommen, ist am Wochenende von Deutschland nach Frankreich übergeschwappt.

Gerüchte, dass nach den Ratingagenturen Standard & Poor’s und Fitch nun auch Moody’s plant, die drei größten französischen Banken Société Générale, Crédit Agricole und BNP Paribas herunterzustufen, weil sie in hohem Maße griechische Schuldpapiere und Staatsanleihen aus anderen hoch verschuldeten Ländern halten, hat bei Eröffnung der Pariser Börse am Montagmorgen zu einem Sturz ihrer Kurse geführt. Auch andere Konzerne des Index CAC40, wie beispielsweise die Versicherung AXA, wurden mitgerissen.

Der Einbruch lag zunächst bei 10 bis 15 Prozent und die Kurse erholten sich bis zum Nachmittag nur geringfügig auf minus 9,03 Prozent für die Société Générale, minus 8,90 für Crédit Agricole und minus 13,19 Prozentpunkte für die BNP. Damit haben die Aktien der Société Générale seit Juli um 58,89 Prozent an Wert verloren, die der Crédit Agricole um 49,95 und der BNP um 45,36 Punkte. Der vor Monaten mit Bravour bestandene Stress-Test und die Beschwichtigungsversuche der Regierung konnten daran nicht viel ändern. Das Misstrauen der Finanzmärkte ist größer.

Am Montagmorgen hat Frankreichs Industrieminister Eric Besson in einem Rundfunkinterview erneut versichert, die französischen Banken seien krisenfest, hätten ausreichend flüssige Mittel und Diskussionen um eine eventuelle Verstaatlichung seien »verfrüht«, sie gingen »am Problem vorbei«. Auch der Gouverneur der Banque de France hat am Montagvormittag versichert: »Die französischen Banken haben keine Probleme mit ihrer Liquidität oder ihrer Zahlungsfähigkeit. Wie auch immer das griechische Szenario aussieht und welche Maßnahmen beschlossen werden müssen, die Banken sind auf alle möglichen Entwicklungen eingestellt.«

Die Großbank Société Générale, die aufgrund ihrer besonders zahlreichen griechischen Papiere seit Monaten im Mittelpunkt der Angriffe von Spekulanten an den Finanzmärkten steht, hat jetzt die Flucht nach vorn angetreten. Am Montagvormittag wurde bekannt gegeben, dass die Bank in großem Umfang Entlassungen vornimmt und Unternehmensbeteiligungen abstößt, »um die Ertrags- und Kapitalbasis abzusichern«. Geplant ist, das Eigenkapital der Bank um vier Milliarden Euro aufzustocken. Ähnliche Aktionen werden auch bei den anderen Großbanken erwartet.

Die Sorge, dass die französischen Banken nicht über ausreichend Kapital verfügen, geht schon seit Monaten bei den Aktionären um. In den vergangenen Tagen hat sich die ehemalige französische Wirtschafts- und Finanzministerin und jetzige Weltwährungsfondsdirektorin Christine Lagarde nachdrücklich dafür ausgesprochen, sie sollten umgehend ihr Kapital aufstocken. Dass dabei die Summe von zusammen 200 Milliarden Euro genannt wurde, die dafür nötig wären, wies sie allerdings am Montag zurück und bezeichnete diese Zahl als »stark übertrieben«.

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