Endlich mal Glück gehabt
Dortmunder haben Favoriten Arsenal lange im Griff und müssen trotzdem froh mit dem 1:1-Unentschieden sein
Ein Traumtor in höchster Not verhalf Edeljoker Ivan Perisic aus dem Schatten ins Rampenlicht. Als der Fehlstart von Borussia Dortmund in die europäische Königsklasse gegen den FC Arsenal unabwendbar schien, fasste sich der in der Bundesliga bisher glücklose Neuzugang ein Herz und drosch den Ball aus 20 Metern zum 1:1-Endstand in den Winkel. Der fulminante Volleyschuss verwandelte die Dortmunder Fußballarena in ein Tollhaus.
Umringt von zahlreichen Kameras und Mikrofonen ließ Perisic im Anschluss an die Partie den magischen Moment Revue passieren. »Das war ein perfektes Tor. Es macht mich glücklich, weil ich in der Bundesliga bisher wenig Fortune hatte«, sagte der kurz vor seinem Treffer eingewechselte Kroate mit Verweis auf seine zwei Aluminiumtreffer in den bisherigen Erstligaspielen der Dortmunder.
Mit dem »atemberaubenden Last-Minute-Tor« (The Observer) steigen die Chancen des 5,5 Millionen Euro teuren offensiven Mittelfeldspielers vom FC Brügge, erstmals in die Startformation der Borussia zu rücken. Schon in seinen bisherigen Kurzeinsätzen hatte der teuerste BVB-Sommertransfer seine Gefährlichkeit angedeutet, war aber entweder an Pfosten, Latte oder dem Torhüter gescheitert. Trotz des ersehnten Erfolgserlebnisses war Perisic jedoch nicht wunschlos glücklich: »Wir haben zwei Punkte verschenkt, weil wir die bessere Mannschaft waren.«
Immerhin konnten sich die jungen Dortmunder mit der Erkenntnis trösten, die internationale Reifeprüfung auch ohne großen Erfahrungsschatz bestanden zu haben. Anders als bei der überraschenden 1:2-Heimniederlage drei Tage zuvor gegen Hertha BSC spielten sie besonders in den ersten 30 Minuten groß auf und stürzten die Abwehr des Gruppenfavoriten um Per Mertesacker von einer Verlegenheit in die andere.
Wie schon beim frühen Europa-League-Aus im Vorjahr brachte sich der BVB aber durch fahrlässigen Umgang mit Torchancen um den gerechten Lohn. Dennoch überwog bei Manndecker Neven Subotic der Stolz: »Die wenigsten hätten gedacht, dass wir Arsenal so im Griff haben können. Das gibt Selbstvertrauen für die Bundesliga.«
Die Freude über den späten Ausgleich in der 88. Minute war insbesondere bei Sebastian Kehl groß. Ausgerechnet dem Routinier, der als einziger eingesetzter BVB-Akteur schon in der Champions League spielte, unterlief ein folgenschwerer Fehler. Den Fehlpass des ansonsten zweikampfstarken Mittelfeldspielers nutzte Robin van Persie (42.) zur Führung der Engländer. »Durch einen blöden Fehler von mir sind wir in Rückstand geraten. Deshalb bin ich heilfroh, dass die Mannschaft mir geholfen hat«, sagte Kehl.
Ähnlich wie die Dortmunder konnten auch die Gäste mit dem 1:1 gut leben. »Arsenal nach Remis in der Champions League wieder in der Spur«, kommentierte der »London Evening Standard« den Auftritt der nur mäßig in die Saison gestarteten »Gunners«. Allerdings war wenig zu sehen von dem Offensivspektakel, das der in Dortmund auf die Tribüne verbannte Trainer Arsene Wenger angekündigt hatte. Die hohe Fluktuation im Kader macht dem Team nach Einschätzung Mertesackers noch zu schaffen: »Jeder muss sich erst an den Anderen gewöhnen. Im Moment retten wir uns gerade so.«
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