Manche Branchen bemühen sich nicht

Laut DGB-Ausbildungsreport sind bestimmte Berufsausbildungen weiterhin sehr unattraktiv

  • Ralf Hutter
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Jugendsektion des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hält in ihrem aktuellen Ausbildungsreport fest, dass sich die Situation der Auszubildenden zwar im Wesentlichen nicht verschlechtert habe, sieht diesen Befund aber dennoch negativ.

Zur Abwechslung eine positive Nachricht aus dem Bankensektor: Bankkaufleute in Ausbildung haben es aktuellen Zahlen der DGB-Jugend zufolge am besten von allen Auszubildenden in Deutschland. Der Ausbildungsreport wird jährlich auf der Grundlage einer repräsentativen Befragung erstellt. Dieses Mal wurden rund 9300 Betroffene erreicht (im Vorjahr: 7000).

Bei der Vorstellung der Auswertung gestern in Berlin hielt DGB-Bundesjugendsekretär René Rudolf zwar fest, dass die erhobenen Angaben etwa zu Betreuung, Arbeitsklima und Überstunden kein schlechteres Bild ergäben als 2010. »Es reicht aber nicht, das Niveau zu halten«, findet der Gewerkschafter angesichts der oft vernehmbaren Klagen über fehlende Auszubildende und Fachkräfte. Seine Devise: »Wer Probleme hat, Auszubildende zu finden, sollte sich fragen, ob die Qualität der Ausbildung oder das Image der Branche zu schlecht sind.«

Rudolf sagt das besonders in eine Richtung: »Die ganze Gastrobranche jammert«, verbessere aber die Zustände in der Ausbildung nicht. »Das Gastgewerbe führt die Liste der Branchen mit unbesetzten Ausbildungsstellen an«, hält auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten fest. »Während 2007 noch mehr als 107 000 junge Menschen im Gastgewerbe ausgebildet wurden, waren es 2010 nur noch knapp mehr als 86 000.« Die »Süddeutsche Zeitung« zitierte erst vor zwei Wochen das Bundesinstitut für Berufsbildung: »Köche führen seit Jahren die Rangliste der Ausbildungsabbrecher an.« Die Abbruchquote habe im vergangenen Jahr bei 44 Prozent gelegen – doppelt so viel wie im Durchschnitt aller Branchen. Bei anderen Ausbildungsrichtungen im Hotel- und Gaststättengewerbe lägen die Zahlen nur unwesentlich darunter. Ursachen dafür benennt der DGB-Ausbildungsreport.

Zwei Drittel der Auszubildenden müssten in der Hotel- und Gastronomiebranche regelmäßig acht, beziehungsweise neun Überstunden pro Woche machen. Das ist zumindest bei Minderjährigen mehr als heikel. Die Unternehmen in diesem Sektor fordern schon lange eine Aufweichung des Jugendarbeitsschutzes, weil sie Minderjährige verstärkt abends und an Wochenenden einsetzen wollen. »Die Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Überprüfung des Jugendarbeitsschutzgesetzes hat dieser Forderung allerdings eine klare Absage erteilt«, hält der DGB fest und weist darauf hin, dass 18 Prozent der minderjährigen Auszubildenden »regelmäßig länger als die gesetzlich erlaubten 40 Stunden in der Woche arbeiten müssen«. Da zudem branchenübergreifend weiterhin fast 30 Prozent der Auszubildenden auch ausbildungsfremde Tätigkeiten ausführen müssten, fordert der DGB die zuständigen Kammern auf, auch mit »unangemeldeten Betriebsbesuchen auf die Einhaltung der gesetzlichen Regelungen zu achten und Beschwerden ernst zu nehmen«. Jugendsekretär Rudolf zufolge werden die Kammern nur bei Anzeigen aktiv.

Deutlich schlechter gestellt sind auch die Auszubildenden in weiblich dominierten Berufen, also etwa Bürokaufleute, medizinische Fachangestellte und Friseurinnen. Doch auch Maler und Lackierer haben es schwer. So meldete sich gestern die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt zu Wort: »Trotz der zunehmenden Klagen über einen Fachkräftemangel hat sich in den Betrieben offensichtlich nicht viel getan.« Dass nur knapp die Hälfte der Auszubildenden anschließend weiter in dem Beruf arbeiten wolle, liege besonders an der hohen Arbeitsbelastung und mangelnder Betreuung.

Die Zufriedenheit mit der Ausbildung steigt übrigens René Rudolf zufolge generell mit der Größe des Unternehmens.

Der Ausbildungsreport online: www.dgb.de/presse

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