Veganhauptstadt Deutschlands

In Berlin gibt es sogar einen Supermarkt, der keine Tierprodukte führt

  • Jan Tölva
  • Lesedauer: 3 Min.

In Berlin gibt es mit dem »Veganz« den ersten veganen Supermarkt der Bundesrepublik. Das Sortiment ist umfangreich, dem Besitzer rennen die Kunden die Bude ein.

Das Sortiment wirkt wie in einem ganz normalen Discounter. Von Aufschnitt über Sojaeis bis hin zu belegten Bagels im angegliederten Bistro gibt es hier in Prenzlauer Berg fast alles, was es in anderen Supermärkten auch gibt – nur halt frei von Tierprodukten.

Eröffnet hat das Geschäft bereits Ende Juli. Doch Inhaber Jan Bredack wirkt noch immer etwas überwältigt, wenn er von dem Kundenansturm der ersten Wochen spricht: »Unsere Erwartungen wurden in allen Bereichen übertroffen. Was mich besonders freut, ist, dass auch viele und vor allem auch viele ältere Anwohner hier einkaufen. Fast die Hälfte unserer Kunden ist dabei nicht einmal vegan.«

Für Bredack gehört das durchaus zum Konzept. Er möchte mit »Veganz« ein Angebot machen. Er will den Menschen die Idee des Veganismus näher bringen, ohne zu versuchen, sie dabei zu bekehren.

Auch Stephanie Johanna Goldbach vom Tierrechtsbündnis Berlin-Vegan sieht in der Eröffnung des »Veganz« eine Bereicherung für die Veganlandschaft der Stadt. Was vegane Lebensqualität angeht, liegt Berlin im bundesweiten Vergleich ohnehin weit vorn: »Berlin darf sich zu Recht die Veganhauptstadt Deutschlands nennen. Mittlerweile gibt es zehn rein vegane Restaurants und Dutzende weitere vegetarisch-vegane.«

Auch den internationalen Vergleich müsse Berlin nicht unbedingt scheuen: »Weltweit gesehen sind sicherlich New York und London die Städte mit der allerhöchsten veganen Lebensqualität – die Veganbewegung kommt ja auch aus diesen beiden Ländern – aber Berlin holt in jedem Fall auf.«

Es gibt keine wirklich belastbaren Zahlen darüber, wie viele Menschen in Berlin vegan leben. Statistiken besagen jedoch, dass es bundesweit rund 600 000 Veganerinnen und Veganer gibt. Auf Berlin übertragen hieße das, dass es hier mehrere Zehntausend geben müsste. Wie groß ihre Zahl auch immer genau sein mag, fest steht, dass sie eine wirtschaftlich relevante Zielgruppe darstellen, vor allem auch weil Veganismus in den vergangenen Jahren einen Imagewandel weg von Tierbefreiermilitanz und Verzichtsethik hin zu einem Lifestyle für alle durchgemacht hat. Einerseits gibt es immer neue und ausgereiftere Produkte. Und kaum noch etwas, was es nicht auch »in vegan« gibt. Andererseits interessieren sich zunehmend auch Teile des ökologisch bewussten »Neuen Bürgertums« für die vegane Lebensweise.

Da ist es auch kein großer Zufall, dass das »Veganz« ausgerechnet im Prenzlauer Berg, dem alternativ-bürgerlichen Stadtteil schlechthin, seinen Standort hat.

Jan Bredack selbst sieht allerdings gar nicht Berlin als Deutschlands Veganhauptstadt. Sein persönlicher Favorit ist eher das kleinere und unscheinbarere Leipzig. Folgerichtig soll dort auch die nächste von mehreren bereits geplanten »Veganz«-Filialen eröffnen.

Für Berlin ist jedoch auch bereits eine zweite Filiale in Friedrichshain geplant. Dann wäre Berlin wieder ganz vorne. Als einzige Stadt Deutschlands mit gleich zwei veganen Supermärkten.

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