Galgenfrist für Heiko Weber

FC Carl Zeiss erreicht mit der 1:2-Niederlage gegen Babelsberg einen weiteren Tiefpunkt

  • Matthias Koch, Jena
  • Lesedauer: 2 Min.
Heiko Weber ist noch Trainer des Fußball-Drittligisten FC Carl Zeiss Jena. Mindestens bis zum heutigen Montag. Eine andere Entscheidung wollte Präsident Rainer Zipfel gestern nicht verkünden – einen Tag nach der peinlichen 1:2-Niederlage gegen den SV Babelsberg 03. Gemeinsam verließen beide gestern Mittag das Ernst-Abbe-Sportfeld. »Natürlich bin ich noch Trainer. Bis Montagabend wollen sich Präsidium und Aufsichtsrat zusammensetzten und die Situation auswerten«, sagte Weber zu ND.

Nach der vierten Heimniederlage der Thüringer hatte Präsident Zipfel seinen Unmut herunterschluckt. Aufsichtsratschef Reinhardt Töpel nahm dagegen jede Kamera und jedes Mikrofon mit. Töpel, ohnehin kein großer Freund der Verpflichtung von Weber im April 2011, forderte keinesfalls offen die Entlassung. Doch seine klaren Worte ließen bei Journalisten und Fans kaum einen anderen Schluss zu. »In den vier Jahren, in denen ich hier bin, habe ich noch nie eine solche Mannschaft erlebt. So etwas wäre bei mir in der Firma ein Ding der Unmöglichkeit«, wetterte Töpel, der eigenen Worten zufolge in dieser Saison 300.000 Euro in den Verein steckt. »Das können wir uns nicht bieten lassen. Die Meute hat kein Konzept, das war kraft- und saftlos. Ich sehe kein System. Wir spielen jedes Mal mit einer anderen Aufstellung. Meine Meinung steht fest. Ohne wenn und Aber. Mit mir geht das garantiert nicht.«

Weber ärgerte sich über diese Aussagen. »So zeigen wir uns nicht mit unserem besten Gesicht«, sagte der Trainer, dessen Elf vor 4644 Zuschauern sich sportlich nicht viel besser präsentiert hatte. Die Gäste gingen durch Dominik Stroh-Engel (20. Minute) und Markus Müller (68.) zweimal verdient in Führung. Der Ausgleich von Jenas Kapitän Alexander Maul (38.) blieb Makulatur. »Nach dem 1:2 haben wir alles vermissen lassen. Die Leistung in den letzten 30 Minuten ist nicht zu erklären«, sagte Weber.

Die Babelsberger atmeten dagegen auf. »Wir haben einen verunsicherten Gegner nicht ins Spiel kommen lassen. Das Einzige, was ich der Mannschaft ankreide, ist die Chancenverwertung«, sagte der Babelsberger Trainer Dietmar Demuth, der bei einer Entlassung Webers zu Jenas Schreckgespenst werden könnte. Nach der 1:4-Pleite am 19. April in Babelsberg war der vorige Zeiss-Coach Wolfgang Frank gefeuert worden.
Die Brandenburger können nun entspannt in die nächsten Wochen gehen. »Unser Weg braucht nirgendwo hinzuführen. Der kann so bleiben wie er ist: In Liga drei, ganz einfach«, sagte Babelsbergs Siegtorschütze Markus Müller.
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