Der Joker sticht

2. Liga: Dynamo Dresden rettet einen Punkt gegen Schlusslicht Alemannia Aachen

  • Matthias Koch, Dresden
  • Lesedauer: 3 Min.

Torhüter David Hohs wollte und konnte gar nicht mehr aufstehen. Der Schlussmann von Alemannia Aachen lag wie versteinert auf der Erde. In letzter Sekunde hatte seine Mannschaft im Auswärtsspiel bei Dynamo Dresden doch noch den 1:1-Ausgleich hinnehmen müssen. Pavel Fort köpfte in der Nachspielzeit eine Eingabe von Romain Bregerie ein. Als Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus kurz darauf abpfiff, griffen sich viele Aachener Spieler fassungslos an den Kopf.

»Da der Ausgleich sehr, sehr spät gefallen ist, fühlt sich das Unentschieden wie eine Niederlage an«, sagte Alemannias Trainer Friedhelm Funkel, der als Trainer des VfL Bochum kürzlich nach einer 1:2-Pleite in Dresden seinen Job verloren hatte. Diesmal gab es immerhin einen Zähler für Funkel, aber seine neue Mannschaft muss dennoch weiter auf den ersten Saisonsieg warten.

Bei den Dresdener Fans unter den 28 309 Zuschauern löste sich die Anspannung durch den Punktgewinn am Ende spürbar. Einige wenige von ihnen waren vorher durch das Werfen von Gegenständen auf das Spielfeld negativ aufgefallen. »Es war ein packendes Spiel, Abstiegskampf pur«, sagte Dynamos Trainer Ralf Loose. »Wir haben viele Dinge richtig gemacht, mussten aber sehr lange einem Rückstand hinterherlaufen.«. Aachen war nach 34 Minuten in Führung gegangen. Aimen Demai hatte Dynamo-Schlussmann Wolfgang Hesl mit seinem platzierten Foulelfmeter in die linke untere Ecke keine Chance gelassen.

Das war vor allem deshalb ärgerlich, weil die vom Publikum immer wieder nach vorn gepeitschten Gastgeber im ersten Durchgang durch Zlatko Dedic, Filip Trojan und Robert Koch mehrere Großchancen teilweise kläglich vergaben. Positiv ausgedrückt hinterließ Aachens Keeper Hohs mehrfach einen starken Eindruck.

Das änderte sich erst in der hektischen Schlussphase, als Dynamo doch noch den umjubelten Ausgleich durch den eingewechselten Fort markieren konnte. »Ich muss akzeptieren, dass ich derzeit nicht von Beginn an spiele. Aber wenn ich als Joker meine Tore mache, ist das auch in Ordnung«, freute sich Fort. »Die anderen Stürmer haben vorher viel gearbeitet. In dieser Situation ist ein Punkt sehr gut für uns.«

Durch seine langjährige Vergangenheit in Aachen stand auch Dynamos Kapitän Cristian Fiel im Blickpunkt, auch wenn dem Mittelfeldakteur kein Treffer gelang. »Dieses Spiel war etwas anderes als sonst. Es wurde viel geschrieben darüber. Ganz ehrlich. Ich bin froh, dass es vorbei ist«, gestand Fiel. »Wenn man sieht, wann der Ausgleich gefallen ist, können und müssen wir mit dem Punkt leben. Ich bin froh, dass wir noch 1:1 gespielt haben.«

Kritik, dass die als Favoriten in die Partie gegangen Sachsen nicht gewinnen konnten, ließ der 31-jährige Deutsch-Spanier nicht zu: »Man darf nicht vergessen, wo wir herkommen. Wir waren in der letzten Saison noch Drittligist.« Gewachsene Zweitligareife will Dynamo Dresden am kommenden Wochenende bei Eintracht Braunschweig nachweisen. Alemannia Aachen unternimmt dann gegen den Vorletzten aus Ingolstadt den nächsten Versuch, endlich zu gewinnen.

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