Für einen Moment bewusstlos
Beim 2:2 der Leverkusener in Mönchengladbach macht einmal mehr Bayer-Torwart Bernd Leno von sich Reden
Bernd Leno wollte nur noch nach Hause auf die Couch. Das Gesicht schmerzte, die Risswunde am Knie blutete wieder, und der Finger tat immer noch weh. Der 19 Jahre alte Schlussmann hatte alles für den glücklichen Zähler von Vizemeister Bayer Leverkusen beim 2:2 (1:0) in Mönchengladbach gegeben, und am Ende wusste er nicht einmal, dass er seiner Elf den Punkt in letzter Sekunde gerettet hatte.
Nach einem wuchtigen Schuss von Nationalspieler Marco Reus in sein Gesicht unmittelbar vor dem Schlusspfiff verlor Leno kurz das Bewusstsein. »Da musste ich erst einmal auf die Anzeigetafel schauen, um zu wissen, wie es ausgegangen ist«, sagte Leno.
Der vom VfB Stuttgart ausgeliehene Schlussmann ragte aus einer über weite Strecken desolaten Werkself heraus. Vor dem Champions-League-Spiel am Mittwoch gegen den FC Valencia laufen die Leverkusener ihren eigenen Ansprüchen weiter hinterher. »Wir spielen sehr wechselhaft, überhaupt nicht stabil. Wir haben Probleme, unser Spiel durchzusetzen. Das ist nicht unser Maßstab«, sagte Kapitän Simon Rolfes, der in der 61. Minute für den durchschnittlichen Michael Ballack eingewechselt worden war.
Trotz der scheinbar beruhigenden Führung durch Stefan Reinartz (20.) verlor Bayer schnell die Ordnung. Die Defensive erinnerte teilweise an einen aufgeschreckten Hühnerhaufen. Nur Leno, der mangelhaften Chancenverwertung der Gladbacher und einem Geniestreich von Nationalspieler André Schürrle (87.) hatten es die Leverkusener zu verdanken, dass sie nicht die vierte Saisonniederlage kassierten. Daher konnte Trainer Robin Dutt auch nur drei positive Dinge notieren: »Den Ausgleich in Unterzahl, das erste Saisontor von Schürrle, und dass wir einen erstklassigen Torhüter haben.«
Dieser erstklassige Torhüter musste mehrfach Kopf und Kragen gegen die frei vor ihm auftauchenden Gladbacher Angreifer riskieren und ging bereits in der dritten Minute nach einem heftigen Zusammenprall mit Reus zu Boden: Platzwunde am Knie lautete die Diagnose, doch Leno spielte weiter und würde dies gerne auch in Zukunft bei Bayer machen. »Ich bin nicht abgeneigt, in Leverkusen zu bleiben. Am Ende liegt es aber nicht in meinen Händen«, sagte der bis zum 31. Dezember ausgeliehene Leno. Seiner Aussage zufolge wird es »in der nächsten Zeit« Gespräche zwischen den beiden Vereinen geben.
Gesprächsbedarf gibt es auch zwischen den Bayer-Verantwortlichen und Gonzalo Castro nach dessen Roter Karte in der 68. Minute. Castro bezeichnete Schiedsrichter-Assistent Jan-Hendrik Salver als »Blinder«. Es war bereits der dritte Leverkusener Platzverweis im neunten Spiel.
Während bei Bayer viele Baustellen offen sind, trauerte man bei der Borussia nur den vergebenen Chancen zum ersten Bundesliga-Heimsieg gegen Leverkusen seit über 22 Jahren hinterher. »Leno ist ein guter Torwart, und er hat gut gehalten. Aber ich habe ihn auch oft angeschossen, da musste er nicht viel tun«, sagte Reus, der vor der Führung durch Patrick Herrmann (72.) zum Ausgleich getroffen hatte (65.).
»Wenn wir gewonnen hätten, wäre es ein überragendes Spiel gewesen. Durch das Unentschieden wird das ein bisschen zur Seite geschoben«, sagte Reus. Dennoch hat sich der Fast-Absteiger aus der vergangenen Saison erst einmal als Verfolger des souveränen Spitzenreiters Bayern München etabliert.
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