Gesalzene Kosten
Angesichts knapper Kassen hoffen viele Kommunen in Thüringen auf einen milden Winter
Erfurt (dpa/nd). Sinkende Landeszuschüsse bei steigenden Kosten fürs Schneeräumen und Streuen - da erhofft sich manche Thüringer Kommune einen milden Winter. Der Gemeinde- und Städtebund beklagt in einer dpa-Umfrage eine »Welle des Sparens« zulasten des Winterdienstes. Aus Angst vor einer neuen langen Frostperiode bunkern die Städte und Gemeinden derzeit trotzdem so viel Salz wie möglich. Die Kommunen und die Thüringer Straßen- und Instandhaltungsgesellschaft (TSI) fühlen sich gerüstet für die Wintersaison.
»Während das Land in den letzten Jahren noch beim Abtransport von Schnee geholfen hat, wird das nun auch eingestellt«, beklagte der Geschäftsführer des Thüringer Gemeinde- und Städtebunds, Ralf Rusch. Im kommenden Jahr will das Land seine Zahlungen an Städte, Gemeinden und Kreise um 193,5 Millionen Euro auf 2,44 Milliarden Euro senken - da werde es wohl noch knapper für den kommunalen Winterdienst, befürchtet Rusch. Allein die Kosten der innerörtlichen Schneeräumung hätten sich binnen der vergangenen drei Jahre fast verdoppelt.
Den Freistaat kostete der vergangene Winter nach Angaben des Verkehrsministeriums rund 18,9 Millionen Euro. Die TSI hat wegen des vielen Schnees im vorigen Jahr jetzt etwas mehr Salz eingelagert. Von 86 000 Tonnen habe sie auf 100 000 Tonnen aufgestockt, sagte Geschäftsführer Frank Höhne. Die TSI ist für die Räumung und Streuung der Bundes- und Landesstraßen sowie für etwa 650 Städte und Gemeinden verantwortlich. 2010 war Ende Dezember bereits die Hälfte aller Streusalzvorräte aufgebraucht. Ab November stehen im ganzen Land 250 Fahrzeuge mit einer maximalen Mannschaftsstärke von 400 Leuten bereit - im Thüringer Wald schon seit Mitte Oktober. Aufgestockt hat auch die Stadt Altenburg beim Winterdienst. Trotz knapper Kassen wurde dort für 60 000 Euro ein neues Winterfahrzeug gekauft. Insgesamt 11 Wagen und 35 Mitarbeiter sind für etwa 230 Kilometer Altenburger Straßen verantwortlich. Rund 850 Tonnen Salz hat die Stadt schon eingelagert. Den Kraftfahrern könne sie trotzdem keine schnee- und eisfreien Straßen garantieren, heißt es in der Stadtverwaltung.
Auch im Wintersportort Oberhof sind die Salzlager voll. Gut 102 Tonnen Salz seien gekauft, sagte Martin Greifelt vom dortigen Bauhof. Mehr bekämen sie nicht unter. Im vergangenen Winter hatte der Bauhof 160 Tonnen verstreut.
Die Stadt Suhl mitten im Thüringer Wald ist zuversichtlich, dass ihre 1600 Tonnen eingelagertes Salz in diesem Jahr ausreichen werden. Im vergangenen Winter seien zwar 2000 Tonnen verstreut worden, hier sei der Frost aber auch besonders streng gewesen, sagte Stadtsprecher Holger Uske. Mehr als 1600 Tonnen könnten aber auch nicht gelagert werden. Wie viele andere Städte und Landkreise hat auch die Stadt Suhl mehrere private Firmen mit der Arbeit im Winter beauftragt.
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