Offene Rechnungen

Standpunkt von Olaf Standke

  • Lesedauer: 1 Min.

Ein israelischer Soldat gegen mehr als 1000 palästinensische Gefangene - mit dieser Gleichung lassen sich jenseits der großen Erleichterung bei allen Betroffenen diverse politische Rechnungen aufmachen. Was für viele Opferangehörige in Israel nach wie vor unannehmbar ist, mag beispielsweise für Premier Benjamin Netanjahu eine Art Befreiungsschlag sein, nachdem seine Regierung zuletzt mit ihrer Siedlungspolitik und dem Widerstand gegen einen souveränen palästinensischen Staat international wie durch die sozialen Massenproteste im Lande selbst erheblich unter Druck geraten ist. Auch die Hamas darf sich im Unterschied zum palästinensischen Fatah-Rivalen als Gewinner im jahrelangen Poker um einen Gefangenenaustausch sehen.

Man kann natürlich zugleich darauf hinweisen, dass nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Betselem weiter über 5200 Palästinenser aus »Sicherheitsgründen« in israelischen Gefängnissen sitzen. Insgesamt sind es mehr als 10 000. Ganz davon abgesehen, dass keines der grundsätzlichen Probleme zwischen Israel und den Palästinensern durch diesen spektakulären Austausch gelöst wird. Er zeigt aber zumindest eines: Man kann zu Resultaten im beiderseitigen Interesse kommen, wenn wirklich ernsthaft verhandelt wird. Nach mehr als einjähriger Unterbrechung sollen in der nächsten Woche erstmals wieder indirekte Friedensgespräche beginnen. Sie könnten einen positiven Impuls sehr gut gebrauchen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -