Geld gegen Gewalt

Sportminister nehmen Fußballklubs in die Verantwortung - auch finanziell

Zum 35. Mal trafen sich am Donnerstag und Freitag die zuständigen Minister der Länder zur Sportministerkonferenz im beschaulichen Weimar. Gewalt rund um Fußballstadien bestimmte die Debatten.

Für den Sport sind in den meisten Bundesländern die Innenminister zuständig; vor dem Hotel »Elephant« standen sich deshalb drei Dutzend Sicherheitsleute gegenseitig im Weg und blickten scharf in die Gesichter der vorbeilaufenden Weimar-Besucher. Eine passende Inszenierung am Marktplatz der Kulturstadt, denn ein brisantes Thema der Sportministerkonferenz war die Frage der Sicherheit. Wie kann der Gewalt rund um die Fußballstadien Einhalt geboten werden? Mit mehr Polizisten? Mehr Faninitiativen? Mehr Geld für Eintrittskarten? Wer soll was für mehr Sicherheit tun?

Die Anhänger Dynamo Dresdens, die am Rande des DFB-Pokalspiels in Dortmund randalierten, prügelten und zündelten, haben eine hitzige Diskussion um den Umgang mit Fans im Allgemeinen und mit der Gewalt im Besonderen entfacht. Die Erregung droht sich zu einem Flächenbrand auszuweiten, denn bei der Partie Eintracht Frankfurt gegen den 1. FC Kaiserslautern gab es bereits die nächsten Ausschreitungen.

In dieser Woche verließ ein Spieler des Regionalligisten 1. FC Magdeburg die Stadt und seinen Verein fluchtartig: Vermummte Fans hätten ihn bedroht, berichtete er. Am Mittwoch stieg der DFB endgültig aus den monatelangen Verhandlungen mit den Fas über die Legalisierung von Pyrotechnik aus - mit einem klaren Nein. Die Stimmung in den Stadien wird an den kommenden Wochenenden sicherlich hitzig werden.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hat Vereine, Verbände, Polizei und Behörden am 14. November zum Runden Tisch nach Berlin geladen. Wie er in Weimar andeutete, soll sich besonders der Fußball in Sachen Sicherheit stärker einbringen - vor allem finanziell. Zwar scheute Friedrich das Thema »Extra-Euro«, das der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) für den Besuch von Großveranstaltungen vorgeschlagen hatte, um die immer teurer werdenden Polizeieinsätze zu finanzieren. Aber klar sei, so der CSU-Politiker, dass in den Projekten, die mit den Vereinen bereits vereinbart wurden, »sicher noch mehr passieren müsse«, etwa bei der Fanbetreuung. Natürlich habe »der Staat allgemein die Verpflichtung, für die Sicherheit von Verkehrswegen zu sorgen und zur Herstellung von Sicherheit und Ordnung«. Aber: »Am Ende gehört auch die Erkenntnis der Vereine dazu, noch mehr zu tun.«

Auch die Sportminister der Länder widmeten sich der Randale: »Es gibt eine Eskalation der Gewalt, wie wir sie vorher nicht hatten«, sagte Thüringens Sozialministerin Heike Taubert (SPD) gestern. Der heikle »Extra-Euro« für Polizeieinsätze habe aber nicht auf der Tagesordnung gestanden.

An Taubert war es, die Beschlüsse der Konferenz zu verkünden: Die Minister schlagen eine Art Gütesiegel für Faninitiativen vor, außerdem müsse »notfalls« über lebenslange Stadionsperren für Gewalttäter nachgedacht werden. »Ein Alkoholverbot in Nahverkehrszügen zumindest anlässlich von Bundesligaspielen ist anzustreben«, so Taubert.

Dass die Durchsetzung des Verbotes nicht leicht sei, wisse sie, aber mit einem Verbot durch die Nahverkehrsbetriebe sei immerhin ein Anfang gemacht. Ob die Sportminister auch über ein Alkoholverbot im Stadion gesprochen hätten? »Nein.« Heike Taubert verwies darauf, dass die Konferenz Beschlüsse stets einstimmig fasse. Offensichtlich war hier keine Einigung zu erwarten. Sie selbst sei aber unbedingt dafür: »Man kann auch ohne Alkohol im Stadion Spaß haben.«

Neben der Aktualität des Themas Gewalt im Fußball verblassten andere Themen: Einer erneuten Bewerbung um Olympische Spiele stehen die Sportminister auch nach dem Scheitern der Münchener Bewerbung für 2018 äußerst positiv gegenüber. Ob sich Deutschland für Winter- oder Sommerspiele bewerbe, sei zwar offen. Eine Tendenz war aber in den Worten von Heike Taubert zu erkennen: »München 2018 war eine sehr gute Bewerbung - tauglich, wiederverwendet zu werden.«

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