Die guten Allgemeinärzte der DDR

Weiterbildung war besser als in der BRD - nun muss ein Generationswechsel kommen

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.
Brandenburg – Die guten Allgemeinärzte der DDR

Auch Ärzte werden älter und medizinischen Nachwuchs zu gewinnen wird eine Aufgabe, die man heutzutage »Herausforderung« nennt. Das Gesundheitsministerium lädt ein zu einer Fachtagung, die sich am Freitag in Potsdam mit dem Generationswechsel in der Allgemeinmedizin beschäftigen soll.

In knapp zehn Jahren wird jeder vierte Brandenburger älter sein als 65 Jahre, informierte Gesundheitsministerin Anita Tack (LINKE) gestern. Ein großes Kompliment machte den DDR-Allgemeinärzten bei dieser Gelegenheit der Präsident der Landesärztekammer Udo Wolter. Die Weiterbildung sei von hoher Qualität gewesen und mit der bei den Allgemeinmedizinern im Westen nicht vergleichbar. »Der praktische Arzt der Bundesrepublik hat diese Art der Weiterbildung nicht gehabt.« Glücklicherweise sei es nach der Wende im Wesentlichen gelungen, das »durchzuhalten«. Als Handicap bezeichnete Wolter, dass trotz intensiver Werbung für freiwerdende Arztpraxen »keine signifikante Verbesserung« eingetreten sei.

Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung, Andreas Schwark teilte mit, dass es Anfang der 90er Jahre deutlich mehr Hausärzte gegeben habe als heute. In jenen Jahren habe man die Stellen für 450 Ärzte nicht nachbesetzen können. Er bedauerte, dass Brandenburg »die niedrigste Ärzterate der gesamten Bundesrepublik« aufweise, was im Durchschnitt jedem Arzt zwischen 10 und 15 Prozent mehr Patienten beschere als in Deutschland eigentlich üblich. Erschwert werde die Situation dadurch, dass in Brandenburg deutlich mehr ältere Patienten zu finden seien als anderswo. Die älteren Patienten benötigten mehr medizinische Betreuung als jüngere.

In der ersten Hälfte des laufenden Jahres haben 86 junge Mediziner die von der Kassenärztlichen Vereinigung angebotene Förderung angenommen und sind in Regionen gegangen, wo ein Ärztemangel herrscht. Dabei nannte Schwark den Raum entlang der Oder, Schwedt, aber auch Forst, Guben und Spremberg. Knapp die Hälfte dieser Ärzte strebe eine Niederlassung an. Schwark zufolge ist es gelungen, innerhalb der vergangenen sechs Jahre die Praxen der ausscheidenden Ärzte neu zu besetzen.

An den Krankenhäusern des Landes sind 170 Stellen für Ärzte frei. Das reiche vom Fach- bis zum Ober- oder gar Chefarzt, sagte der Geschäftsführer der Landeskrankenhausgesellschaft, Jens-Uwe Schreck. Ihm zufolge müssen die Krankenhäuser dort einspringen, wo Allgemeinmediziner fehlen und es Notfälle gibt. Dies aber habe Grenzen. Die Krankenhäuser stünden diesbezüglich »am Limit«. Man müsse darüber reden, wie mehr Personal in den Krankenhäusern zur Verfügung stehen könnte.

Gesundheitsministerin Tack sprach sich für die Überwindung starrer Grenzen zwischen der stationären und der ambulanten Versorgung aus. Sie sagte zu, bis 2013 die Überarbeitung der Krankenhausplanung des Landes abgeschlossen zu haben. Landesärztekammer-Präsident Wolter nannte als ein zusätzliches Problem die Zeitverringerung für die Behandlung kranker oder verletzter Menschen. Zu DDR-Zeiten habe er als Unfallchirurg vier Monate Zeit gehabt für eine Behandlung, die heute nur noch acht Tage dauern dürfe.

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