Jetzt macht sogar hartes Training Spaß

Irene Ivancan ist die Aufsteigerin im deutschen Tischtennis

  • Lesedauer: 3 Min.
Jahrelang flog IRENE IVANCAN unter dem Tischtennisradar, bis sie vor knapp einem Monat plötzlich Vize-Europameisterin wurde. Mit dem ttc berlin eastside will sie morgen in der Champions League gegen Linz in der Erfolgsspur bleiben. Zuvor erzählte sie OLIVER HÄNDLER, warum Tischtennis wie Schach ist und Abwehrspielerinnen härter arbeiten müssen.

ND: Das erste Spiel der Champions League hat Berlin gewonnen. Wie stehen die Chancen in Linz?
IVANCAN: Es kommt darauf an, wie Linz antritt. Liu Jia ist eine europäische Spitzenspielerin. Sie ist vor Kurzem Mutter geworden. Ma sehen, wie fit sie schon wieder ist. Wir wollen aber möglichst als Gruppenerster weiterkommen. Und da muss ein Sieg her.

Wo leben Sie eigentlich: in Düsseldorf oder Berlin?
In Düsseldorf, ich spiele aber für Berlin. Wenn wir ein Spiel haben, bin ich eine Woche vorher da und trainiere gemeinsam mit der Mannschaft. Ansonsten bin ich in der Trainingsgruppe von Bundestrainer Jörg Bitzigeio.

Unter ihm sollen Sie im Sommer in China sechs Stunden pro Tag trainiert haben.
Wir hatten Vorbereitungslehrgänge. Da darf man gerne auch mal ein bisschen härter trainieren.

Das machte sicher nicht viel Spaß, aber am Ende hat es sich ausgezahlt, oder?
Irgendwann gewöhnt sich der Körper an das Programm. Es bleibt zwar hart, aber man merkt auch täglich, dass man fitter wird. Das hört sich vielleicht komisch an, aber dann macht das sogar Spaß.

Vor der EM, die Sie so überraschend mit Silber im Einzel abgeschlossen haben, waren sie kaum bekannt. Ist dieser Erfolg auf das härtere Training zurückführbar?
Das glaube ich nicht. Leistung schleicht sich nicht ein und ist plötzlich da. Über Jahre habe ich ordentlich gespielt, aber im Tischtennis ist viel Erfahrung gefragt. Jetzt war das Ergebnis einfach reif.

Sie sagten kürzlich, Sie hätten gelernt, Spiele zu lesen. Wie funktioniert das?
Es ist in etwa wie beim Schach. Am Anfang denkt man noch von Zug zu Zug. Aber irgendwann sieht man automatisch das ganze Spiel als eines und hat den Überblick über das ganze Feld. Man denkt fünf Schritte voraus. So hat sich auch bei mir Routine entwickelt.

Vor der EM spielten Sie nur einmal 2005 für Deutschland. Wie sicher können Sie sein, für Olympia nominiert zu werden?
Ich habe aus der Vergangenheit gelernt und freue mich über jeden Einsatz. Vollkommen optimistisch bin ich vielleicht nicht, aber meine Ausgangsposition ist nicht die schlechteste.

Sie sind eine der wenigen Abwehrspezialistinnen. Bei der EM gewann auch die Niederländerin Elena Timina Mannschaftsgold mit dieser Taktik. Ist Abwehr spielen wieder im Kommen?
Schaut man sich die Abwehrspieler mal genau an, gehören viele einer älteren Generation an. Nur wenige junge Talente wollen Abwehr spielen, weil das viel mehr Arbeit ist. Dafür muss man disziplinierter sein. Heutzutage wollen alle so schnell wie möglich punkten und so fest wie möglich schlagen. Dagegen muss etwas getan werden, sonst sterben die Abwehrspieler vielleicht bald aus.

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