Banker übernimmt Athen

Griechenlands Premier in spe Lucas Papademos wird mit Protesten begrüßt

  • Anke Stefan, Athen
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Würfel in Griechenland sind gefallen. Lucas Papademos übernimmt von Giorgos Papandreou das Amt des Ministerpräsidenten. Ein im Vorfeld genannter Wahltermin am 19. Februar nächsten Jahres war im Verlauf der Verhandlungen über die Regierungsbildung zurückgenommen worden.

Viel direkter könnte der Einfluss der Europäischen Zentralbank (EZB) in Athen nicht sein: Der ehemalige Vizepräsident der EZB, Lucas Papademos, wird die Geschicke des Landes auf unbestimmte Zeit führen. Darauf einigte sich gestern Nachmittag die Mehrheit der griechischen Parteien.

Die Gewerkschaften reagierten mit neuen Protesten auf die Übernahme der Regierung durch einen Banker. Tausende Mitglieder der kommunistisch orientierten Gewerkschaftsfront PAME demonstrierten bereits am Donnerstagabend in zahlreichen Städten des Landes. Der Gewerkschaftsdachverband im öffentlichen Dienst, ADEDY, kündigte einen dreistündigen allgemeinen Ausstand für den kommenden Dienstag an. Für die internationalen Finanzmärkte reichte dagegen schon die sich abzeichnende Amtsübernahme von Papademos für kräftige Kurssprünge nach oben aus.

Die ihm erwiesene Ehre sei groß, die ihm auferlegte Verantwortung noch größer, erklärte der neue Premier unmittelbar nach Bekanntgabe der Amtsübernahme. Absolute Priorität der neuen Regierung sei nun die Umsetzung der auf dem EU-Gipfel im Oktober getroffenen Vereinbarung über den Schuldenschnitt und ein neues Kreditprogramm sowie der damit verbundenen Bedingungen. »Der Weg wird nicht leicht sein, aber vereint können die Probleme gelöst werden«, erklärte Papademos, die Notwendigkeit eines Verbleibs Griechenlands in der Eurozone betonend. Seine Vereidigung ist für heute 13 Uhr angesetzt.

Einzelheiten über die Zusammensetzung der neuen Regierung waren am Donnerstag Nachmittag noch nicht bekannt. In ihr werden aber auf jeden Fall führende Politiker sowohl der bisher regierenden PASOK als auch der zweitgrößten Partei, Nea Dimokratia, vertreten sein. Die Kommunistische Partei Griechenlands, KKE, und die Linksallianz SYRIZA dagegen lehnen jede Übergangsregierung ab. Beide Kräfte der Linken fordern statt dessen sofortige Neuwahlen.

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