Traurige Talkshow

»Money Honey« im Aufbau Haus

  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist schön, dass sich das Theater der Finanzkrise annimmt. Es stellt zudem ein wichtiges programmatisches Zeichen dar, wenn ein Theater, das gerade neu eröffnet, sich als Einstiegsproduktion das Stück einer freien Gruppe zu diesem Thema wählt. Und wenn dann dieses Theater auch noch mit Geldern bestritten wird, die hauptsächlich am sogenannten freien Markt erwirtschaftet werden, dann lässt sich ein prachtvolles Schauspiel kritischer Reflexion erhoffen.

Mit dieser Erwartungshaltung strebte im September das fröhliche Publikum ins frisch eröffnete Aufbau Haus am Moritzplatz, in dessen hinteren und unteren Bereichen die Gruppe PortFolio mit ihrer Produktion »Money Honey« den theatralen Spielbetrieb aufnahm.

Doch wie wurde es enttäuscht. Vier schlichte Klischeegestalten bevölkerten die auf karges Fernsehstudio getrimmte Bühne. Ein mit sexistischen Primitivparolen um sich werfender Börsianer (Thomas Georgiadis), ein dem antiroyalistischen Karikaturenalbum entnommen scheinender, blutarmer Spekulationsprinz (Lutz Aikele) und ein direkt aus dem Panoptikum einer TV-Richtershow herauskopierter Totalaussteiger (Michael F. Stoerzer) wetteiferten um die Gunst einer Moderatorin (Tilla Kratochwil), die sich selbst für die Reinkarnation des hektischen Pulses der Finanzmärkte hielt.

Natürlich liefert die per TV erfahrbare Realität durchaus Vorbilder für die Erschaffung solcher Charaktere. Doch deren Aufeinanderjagen allein kreiert noch lange keinen Prozess lustvollen Erkennens. Auch blieb - abgesehen von den unglücklich eingesetzten darstellerischen Mitteln - die Struktur des Abends sehr einförmig. Aus dem durchsichtigen Gestreite flohen die Protagonisten nach gefühlt gleicher Dauer in einen Sologesang, um dann, in keiner Faser verwandelt, wieder zurückzukehren in die traurige Talkshow.

Es bleibt zu hoffen, dass die durch Auftrittsverpflichtungen der auch zu differenzierterem Spiel befähigten Tilla Kratochwil bedingte lange Vorstellungspause seit der Premiere zu gründlichen Umbauarbeiten an dieser Produktion genutzt wurde. Denn fast so schrecklich wie Theater, die geschlossen werden - so steht etwa der Probebühne des Maxim-Gorki-Theaters wegen der Finanzprobleme des großen Hauses eine De-facto-Schließung bevor -, sind Theater, die mit Stücken eröffnet werden, die das Reparaturdock nicht hätten verlassen dürfen.

19., 20.11, 20 Uhr, Theater im Aufbau Haus, Moritzplatz

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