Ethecon-Stiftung ehrte und schmähte wieder

Blue Planet Award 2011 für Angela Davis, Black Planet Award für die Tepco-Chefs

  • Antje Stiebitz
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Stiftung für Ethik & Ökonomie, Ethecon, vergab am Wochenende zwei Preise: Für ihren Einsatz gegen Rassismus und Ausbeutung wurde die afroamerikanische »Protest-Ikone« Angela Davis mit dem Internationalen Blue Planet Award 2011 geehrt. Der Black-Planet-Schmähpreis ging an die Verantwortlichen des japanischen Atomkonzerns Tepco.
Der Black Planet Award
Der Black Planet Award

Auf der Bühne im Berliner Pfefferwerk stehen zwei Trophäen: der von Fotokünstlerin Katharina Mayer elegant gestaltete Positivpreis und ein von Schmutzstreifen überzogener Plastikglobus für den Negativpreis. Die Stiftung Ethecon honoriert seit 2006 jährlich mit dem Blue Planet Award Menschen für ihr großes Engagement für unseren Planeten und prangert gleichzeitig mit dem Black Planet Award diejenigen an, die Zerstörungen auf der Erde verursachen. »Die beiden internationalen Preise sind zwei Seiten einer Medaille«, erklärt der Ethecon-Gründungsstifter Axel Köhler-Schnura. Ziel sei ein echter gesellschaftlicher Wandel, denn Profit dürfe nicht als Richtlinie für Gesellschaft, Wirtschaft und Ökologie dienen.

Den inhaltlichen Auftakt zur gut besuchten Veranstaltung macht Steffi Ober, Referentin für Agrogentechnik und Biodiversität vom Naturschutzbund Deutschland (NABU). Engagiert und kenntnisreich referiert sie über Gentechnik im Spannungsfeld zwischen Ethik, Wirtschaft und Wissenschaft. Die Bundesregierung setze unter dem Deckmantel, den Welthunger bekämpfen zu wollen, nach wie vor auf Technologie- und Produktentwicklung. Einzige Lösung, bilanziert die NABU-Referentin, sei das unangenehme Wort Konsumverzicht. Doch das wolle die Regierung noch immer nicht aussprechen.

Während die Bürgerrechtlerin Angela Davis angereist ist, um ihre Auszeichnung entgegenzunehmen, wurden die Tepco-Chefs nicht eingeladen. Ihre Schmährede hält der Berliner Politikwissenschaftler und Attac-Mitglied Elmar Altvater. Der GAU im japanischen Atomkraftwerk Fukushima sei auch eine Folge von Fehlmanagement, sagt er. »Die vermaledeiten Tepco-Leute sind verantwortlich und deswegen ist die Schmährede nicht nur zu rechtfertigen, sondern auch notwendig.« In Fukushima habe es Wartungsmängel gegeben und das Vorsorgeprinzip sei verletzt worden. Die »Nukleokratie« sei auch eine schwere Bedrohung der Demokratie und das nukleare Zeitalter sollte mit dieser Katastrophe sein Ende gefunden haben. Altvater plädiert für alternative Energiequellen als einzige Lösung.

Und dann ist es soweit. Der Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Gregor Gysi, hält die Laudatio für die Trägerin des Ethecon Blue Planet Award 2011. Er berichtet aus dem Leben und vom Wirken einer ungewöhnlich mutigen Frau. Sie mischte sich in den 60er Jahren in die Kämpfe der schwarzen Bürgerrechtsbewegung ein. 1970 wurde sie unter kons-truierten Beschuldigungen festgenommen und ihr drohte lange Zeit die Todesstrafe. Gern erinnert Gregor Gysi an die DDR-Solidaritätsaktion »Eine Millionen Rosen für Angela«. Die Aktivistin kam frei und engagiert sich seitdem gegen Rassismus, für die Rechte Strafgefangener, gegen die Todesstrafe und für die Gleichberechtigung der Frauen. Angela Davis, erklärt Gysi, habe sich aus freien Stücken zu einem Kampf für die Freiheit entschieden und dafür bewunderten wir sie alle.

Unter viel Applaus nimmt die Menschenrechtsaktivistin den Preis entgegen. In den USA säßen heute weitaus mehr Menschen im Gefängnis als das vor einem halben Jahrhundert der Fall war, berichtet sie. Anstatt Menschen in Gewinn produzierende Gefängnisse einzusperren, müssten Bildung, Krankenversicherung und Mindestlöhne gewährleistet werden. »Wir brauchen Menschen, die Gewalt ablehnen und die sich um Ozeane, Pflanzen und Tiere kümmern.« Ihrer Rede folgen Standing Ovations. Und Gudrun Rehmann aus dem Ethecon-Vorstand wünscht sich Angela Davis als Präsidentenberaterin.

Angela Davis , Künstlerin Katharina Mayer und Stifter Axel Köhler-Schnura
Angela Davis , Künstlerin Katharina Mayer und Stifter Axel Köhler-Schnura
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