Traditionell, schön, hart und ohne Prämien
Am 12. Mai 2012 startet die 40. Auflage des GutsMuths-Rennsteiglaufes - Organisatoren freuen sich über Rekord beim Anmeldungsstart
Einen solchen Sprung hat es noch nie gegeben. Jürgen Lange, Präsident des GutsMuths-Rennsteiglaufvereins, nennt den derzeitigen Anmeldestand für die Jubiläumsveranstaltung am 12. Mai 2012 auf dem Kammweg des Thüringer Waldes gar sensationell. Über 1000 Aktive haben sich bereits für den Supermarathon (72,7 km) angemeldet, doppelt so viele wie zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr.
Darüber informierte Lange am Wochenende in der Sportschule Bad Blankenburg die Jahres-Mitgliederversammlung des Vereins. Auch für den Marathonstart (43,5 km) liegt die derzeitige Zahl bereits um 300 über der vorjährigen. Ähnlich ist der Trend beim Halbmarathon (21,1 km). Der größte, härteste und beliebteste Crosslauf Europas könnte eine neue Rekordmarke zum 40. Jubiläum erreichen. 2011 waren rund 13 400 Aktive auf allen Strecken dabei.
Begonnen hatte alles am 13. Mai 1973 mit einer für damalige Volkssportverhältnisse abenteuerlichen Aktion der Uni Jena. Vier Orientierungsläufer, die Studenten Hans-Joachim Römhild, Wolf-Dieter Wolfram und Jens Wötzel, quälten sich zusammen mit ihrem wissenschaftlichen Assistenten Hans-Georg Kremer über fast 100 Kilometer in 9:55 Stunden von der Hohen Sonne bei Eisenach bis kurz vor Masserberg. Die Chronik bestimmte das Ereignis danach zum 1. GutsMuths-Rennsteiglauf. Hunderttausende haben es ihnen inzwischen nachgemacht. Auch sie selbst sind bis heute immer wieder dabei und wurden nun für den Jubiläumslauf 2012 mit den Startnummern 1, 2, 3 und 40 geehrt.
Der Rennsteiglauf ist unter den Hunderten von Laufveranstaltungen, die es inzwischen allein in Deutschland gibt, etwas Besonderes geblieben, hebt Präsident Lange hervor. Die Mischung aus traditioneller Verwurzelung in der Region, landschaftlicher Schönheit und sportlicher Härte mache das gewisse Etwas aus.
Vielerorts längst übliche Siegprämien sowie Einkäufe von Stars und »Hasen« als Tempomacher gibt es nicht. Wie kein anderer großer Lauf in Deutschland sei der Rennsteiglauf »von unten gewachsen«, so Lange. Inzwischen gehört er auch von der Teilnehmerzahl her zur nationalen Spitzengruppe. Und er ist unter den größten zehn Läufen der einzige Cross unter den ansonsten kommerziell organisierten Flachland-Stadtmarathons von Berlin, Hamburg, Köln usw.
Diese Bodenständigkeit ist nicht nur sympathisch, sondern sicherte dem Lauf auch die langjährige Treue von vielen ehrenamtlichen Helfern und Partnern. Sie waren es, die die Veranstaltung zu DDR-Zeiten ohne große finanzielle Unterstützung getragen und gegen manche zentrale sportpolitische Skepsis behauptet hatten. Und sie haben sie dann mit dem gleichen Engagement nach 1990 gerettet - über die Wende, die für alle anderen DDR-Sportgroßveranstaltungen das Ende einläutete.
Den organisatorischen Kern bilden seit dem 30. Juni 1990 der Rennsteiglaufverein mit deutschlandweit 1100 Mitgliedern sowie seine Rennsteiglauf GmbH. Letztere stellte übrigens gerade auch in personeller Hinsicht die Zukunftsweichen neu. Jörg Brömel, der langjährige Geschäftsführer, wurde am Wochenende von der Jahresversammlung mit großem Dank verabschiedet und der neue, Marcus Clauder, wurde mit viel Beifall begrüßt. Er ist 28 Jahre alt und ehrenamtlicher Bürgermeister von Schmiedefeld am Rennsteig, dem ständigen Zielort des Rennsteiglaufes. Gelernt ist gelernt. Was zu DDR-Zeiten das Vitamin B war, ist heute eben das Netzwerk.
Natürlich wird beim Jubiläum 2012 auch »neues deutschland« wieder mit seiner inzwischen traditionellen Mannschaft dabei sein und im »nd«-Trikot unter Zehntausenden Aktiven und Zuschauern auf dem Rennsteig Flagge zeigen. Der offizielle Aufruf an alle laufbegeisterten Leserinnen und Leser ergeht Mitte Januar von dieser Stelle aus.
Mit Volldampf ins 40. Jubiläumsjahr: Die Rennsteigläufer trugen am Wochenende ihre Vereinsmeisterschaft aus (links). Am 12. Mai versammelt das »nd« wieder sein Team (unten).
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