Letzter Akt im Trauerspiel
Meister Dortmund verabschiedet sich mit 2:3 gegen Marseille als Gruppenletzter von Europa
Das Ende passte zum enttäuschenden Gastspiel in der Königsklasse. Gleich scharenweise ergriffen die Zuschauer schon vor dem Abpfiff die Flucht. Der eines deutschen Meisters unwürdige frühe Abschied aus Europa sorgte bei Borussia Dortmund für Schwermut. Selbst Frohnatur Jürgen Klopp ging das 2:3 beim letzten Akt gegen Olympique Marseille sichtlich nahe. »Wir haben den BVB nicht so vertreten, wie es dieser Verein und diese Fans verdient haben«, bekannte der Trainer mit ungewohnt kraftloser Stimme.
Das Trauerspiel gegen die Franzosen war nach Einschätzung von Klopp »ein Spiegelbild der Saison in der Champions League«. Abermals genügten dem spielerisch eigentlich unterlegenen Gegner am Dienstagabend nur wenige Chancen zum Sieg. Selbst eine 2:0-Führung durch Jakub Blaszczykowski (23. Minute) und Mats Hummels (32.) verspielte der am Ende mutlose BVB leichtfertig. Torjäger Robert Lewandowski fand deutliche Worte: »Es ist nicht normal, wenn ein deutscher Meister nach 2:0 noch 2:3 verliert.«
Die Schreckensbilanz in der Champions League gibt zu denken. Als Gruppenletzter brachte sich die Borussia hinter Arsenal London, Marseille und Piräus selbst um den Trostpreis Europa League. Damit wandelt Klopps Team auf den Spuren des VfB Stuttgart, dem es im Jahr 2007 als bisher einzigem deutschen Meister seit Einführung der Gruppenphase 1994 ähnlich erging. Lediglich die Kasse stimmt: Trotz des frühen Aus gab es Zusatzeinnahmen von gut 20 Millionen Euro.
Der krasse Unterschied zwischen Spielen auf nationaler und internationaler Bühne blieb allen Beteiligten erneut ein Rätsel. Schon am Sonntag bietet sich dem in der Liga seit neun Spielen ungeschlagenen Tabellenzweiten gegen Kaiserslautern die Chance zur Rehabilitierung. Klopp ist zuversichtlich, dass sein Team den Rückschlag verkraftet: »Wir verstehen es, die Wettbewerbe zu trennen. Das haben wir in der Vergangenheit bewiesen«.
Trotz der bitteren Erfahrung in den vergangenen beiden Jahren mit frühen Knockouts in der Europa League und der Champions League sehnen alle eine schnelle Rückkehr in die Königsklasse herbei. »Dann darf uns aber so etwas nicht noch einmal passieren«, sagte Kevin Großkreutz. Trainer Klopp nahm es mit Galgenhumor: »Wenn wir uns qualifizieren, würden wir auch wieder mitspielen.«
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.