Mumia darf leben - lebenslänglich
Der 57-jährige Mumia Abu-Jamal wird aus der Todeszelle entlassen. Statt der staatlichen Hinrichtung, die ihm seit 30 Jahren drohte, steht ihm lebenslanger Knast bevor, ohne die Möglichkeit einer Entlassung. Dies bestätigte am Mittwoch der Bezirksanwalt von Philadelphia Seth Williams.
Schon viermal hatten Bundesgerichte in den USA festgestellt, dass das Todesurteil auf Rechtsbrüchen im ursprünglichen Verfahren von 1982 basiert. Zuletzt war dies vom Obersten Gerichtshof der USA im Oktober 2011 festgestellt worden.
Williams sagte vor der Presse, die Entscheidung sei »sehr, sehr schwer gefallen«. Er sei zwar nach wie vor der Überzeugung, dass Mumia Abu Jamal ein Polizistenmörder sei und deshalb die Todesstrafe verdiene. Aber die zurückliegenden Urteile von Bundesgerichten sowie die Tatsache, dass einige Zeugen am Tatort vor 30 Jahren nicht mehr leben, hätten ihn zum Einlenken gebracht. Einen möglichen Grund nannte Williams allerdings nicht: dass in einem neuen Verfahren die Unschuld Mumia Abu Jamals hätte bewiesen werden können.
Maureen Faulkner, die Witwe des vor 30 Jahren erschossenen Polizisten, hatte sich mit dem Richter auf das Urteil geeinigt. Am Mittwoch trat sie ebenfalls vor die Presse. Dabei gab sie ihrer Wut darüber, dass Mumia nicht hingerichtet wird, freien Lauf. Bei den Richtern, die in den vergangenen Jahren die Exekution stoppten, handle es sich um verkappte Todesstrafengegner und »unehrliche Feiglinge«. Die Anwälte und Unterstützer Mumias hätten »keine Ahnung von dem Fall«. Ein neues Verfahren wäre zu einer Bühne für »Amerikahasser« geworden. Sie werde alles dafür tun, dass Mumia im Knast möglichst schweren Haftbedingungen unterworfen wird, und gegen jeden vorgehen, der eine Erleichterung fordert.
Die Solidaritätsbewegung will nun erst recht auf die Freilassung Mumias pochen, unter anderem aus Anlass des 30. Haftjahrestages in Philadelphia am Freitag. Im Verteidigungsfonds der Bürgerrechtsorganisation NAACP, die sich unter anderem um Mumias anwaltliche Betreuung kümmert, äußerten sich optimistische Stimmen. Die Sprecherin Christina Swarns sagte, sie sei »erfreut«. Die Solidaritätsbewegung habe einigen Einfluss gehabt. Außerdem befinde sich die Ablehnung der Todesstrafe in der US-amerikanischen Öffentlichkeit auf einem Rekordhoch. 2010 hatten Umfragen ergeben, dass mit 61 Prozent fast zwei Drittel der US-Amerikaner lebenslange Haftstrafen statt der Todesstrafe befürworten.
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