Die Hannover-Amigos
Darlehen für Bundespräsident Wulff möglicherweise doch von Unternehmer Geerkens
Der heutige Bundespräsident Wulff hat 2008 ein Darlehen über eine halbe Million Euro von der Gattin des befreundeten Unternehmers Egon Geerkens erhalten. So lautet jedenfalls die offizielle Version. Doch möglicherweise kam das Geld von Geerkens selbst und nicht von seiner »besseren Hälfte«. Das jedenfalls mutmaßt der »Spiegel«. Der Unternehmer sagte dem Nachrichtenmagazin, er selbst habe die Verhandlungen mit Wulff, der damals noch Ministerpräsident in Niedersachsen war, geführt. Die Zahlung des Kredites ging zwar von einem der Konten von Geerkens Ehefrau aus, für dieses Konto habe er aber eine Vollmacht.
Nach Aussagen Geerkens im »Spiegel« habe der Unternehmer sich Gedanken gemacht, »wie das Geschäft abgewickelt werden könnte«. Wulffs und sein Name sollten im Zusammenhang mit dem Geldtransfer nicht in die Öffentlichkeit gelangen. Aus diesem Grund wurde ein anonymer Bundesbankscheck dem damals amtierenden Ministerpräsidenten ausgestellt worden. Die Rückzahlung der Schuld ging laut »Spiegel« 2010 auf ein gemeinsames Konto der Geerkens.
Das anrüchige Geldgeschäft ist im nördlichen Bundesland nicht das erste dieser Art. Der frühere CDU-Wahlkämpe Michael Spreng und die »FAZ« haben den Begriff »Erbfreundschaft« für die Niedersachsen-Netze geprägt. An der Spitze stehen immer die gleichen Namen: Finanzmanager und AWD-Gründer Carsten Maschmeyer, dessen Ehefrau Veronica Ferres - und Christian Wulff.
Um Parteibücher geht es dabei nicht, wie die jüngere Geschichte von Maschmeyer zeigt. 1998 hatte er 650 000 DM für eine anonyme Pro-Schröder-Zeitungsanzeige bei der Landtagswahl aufgewendet, die als ein Testlauf zur Bundestagswahl galt: »Der nächste Kanzler muss ein Niedersachse sein.« Und bei der Bundestagswahl im selben Jahr habe Maschmeyer, schrieben im Frühjahr Zeitungen, erneut 150 000 Euro gespendet, über eine Initiative »Handwerk und Mittelstand für Gerhard Schröder«. Das allerdings bestreitet Maschmeyer.
Schröder seinerseits war schon 1994 als Ministerpräsident damit aufgefallen, dass er für eine Finanzgesetzgebung kämpfte, die AWD entgegenkam. Von einigen Maßnahmen von Schröders Kanzlerschaft, etwa der »Riester-Rente«, muss das Unternehmen massiv profitiert haben. Auch Maschmeyer blieb loyal: Als 2005 Schröder-Sprecher Bela Anda einen neuen Job brauchte, stand der AWD bereit. Mit Schröder-Berater Bert Rürup betreibt Maschmeyer heute eine Beraterfirma.
Wulff erlitt 1998 eine krachende Niederlage. Das hinderte die beiden freilich nicht daran, sich nach dem späteren Sieg des CDU-Mannes anzufreunden. 2009 wurde Maschmeyers Beziehung zur Schauspielerin Veronika Ferres bekannt, die sein Image sehr verbesserte - Wulff soll das Paar einander vorgestellt haben. Der Bundespräsident wiederum verbrachte seinen ersten Urlaub in einem Maschmeyer-Anwesen auf Mallorca, laut »Mallorca-Zeitung« zu einem Schnäppchenpreis.
Wie alt die Verbindung Maschmeyer-Wulff ist, war im Sommer 2011 sogar Thema im Hannoveraner Landtag. Auf Anfrage der Linksfraktion antwortete die Regierung, Wulff habe sich in seiner Amtszeit mindestens ein Dutzend Mal mit Maschmeyer getroffen - beginnend bereits 2004. Termine wie »Optimierung Riester-Rente« bei einem Mittagessen standen offenbar in seinem Terminkalender. Der AWD soll seit 2004 auch Berliner Sommerfeste der niedersächsischen Landesregierung mitfinanziert haben, laut dem ARD-Magazin Panorama mit jeweils fünfstelligen Summen.
Zu den Hannover-Amigos lassen sich noch andere zählen: Promi-Anwalt Götz von Fromberg, der Kanzleipartner Gerhard Schröders, zuweilen auch Jürgen Großmann, Chef des Energieriesen RWE, sowie die TUI-Spitze. Die war Ende der 1990er Jahre in die Schlagzeilen geraten, nach einer im Nachhinein bezahlten Urlaubsreise des damaligen Ministerpräsidenten Gerhard Glogowski - in dessen »Glogogate« es damals auch um »Sponsoring« ging.
Und dann gibt es noch VW, in dessen Aufsichtsrat der niedersächsische Ministerpräsident einen Platz hat. 1994, als Schröder diese Position einnahm, startete unter dessen späteren »Reformberater« Peter Hartz das berüchtigte Betriebsrats-Bestechungssystem. Im Zusammenhang mit dieser Affäre kam auch heraus, dass VW mehrere SPD-Parlamentarier ohne größere ersichtliche Gegenleistungen auf der Gehaltsliste führte. Und der heutige SPD-Chef Sigmar Gabriel, bis zu seiner Wahlniederlage gegen Wulff selbst im VW-Aufsichtsrat, sicherte sich nach dem vorläufigen Karriereknick einen sechsstelligen »Beratervertrag« beim Autoriesen. Strafbar war das nicht, entschied damals eine Staatsanwaltschaft.
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