Weihnachten made in USA
nd-Solidaritätsaktion: In Guatemala wird das Christfest nur auf dem Lande in traditionellem Stil gefeiert
Wer wie ich in der Vorweihnachtszeit in Guatemala unterwegs war, könnte auch auf den Gedanken kommen, in den USA zu sein. Es beginnt schon beim Frühstück im Hotel: weihnachtliche Musik, immer auf Englisch, meist in orchestraler Form und ganz leise als Untermalung, die mich immer auch ein wenig an »Toilettenmusik auf US-amerikanischen Flughäfen« erinnerte. Die großen Städte sind voll von kommerzieller weihnachtlicher Lichtreklamewerbung, auch hierbei ist für Fröhliche Weihnachten das englische »Merry Christmas« viel präsenter als das spanische »Feliz Navidad«.
»Was die Städte angeht, so hast du recht, denn Weihnachten findet in Guatemala auf dem Land statt. Und das gefällt mir besser als in Europa«, sagt Fernando Martínez, der gebürtige Baske von unserer Partnerorganisation COPAE und meint: In Europa ist das Weihnachtsfest vor allem ein Fest der Familie und der großen Geschenke, in Guatemala ist es ein Volksfest. Es beginnt alles neun Tage vor Heiligabend und im Mittelpunkt stehen Maria und Josef auf ihrer Suche nach Unterkunft. Wie diese machen sich dann die Menschen auf den Weg - in bunten und fröhlichen Prozessionen, singend und betend ziehen sie durch die Dörfer und bitten um Obdach. Dieses wird ihnen immer bereitwilligst gewährt, sie werden zu Tamales (gefüllte Maistaschen) eingeladen, es wird erzählt, gegessen und getrunken und »es wird wahrlich weihnachtlich«, denn der Gedanke, sein Haus mit anderen zu teilen, Obdach zu geben und füreinander da zu sein, füllt alle aus.
Und auch das Weihnachtsfest am 24. Dezember selbst ist ein Volksfest. Zwar beginnt der Tag ganz in der Großfamilie. Die Frauen starten schon am Morgen mit dem Vorbereiten des weihnachtlichen Abendessens, hinzu kommt ein »Gabentisch« mit Süßigkeiten, von denen die anderen Familienmitglieder, voran die Kinder, den ganzen Tag über naschen können. Nach dem weihnachtlichen Mal aber geht die gemeinsame »Party« mit Freunden und Nachbarn los. Kurz vor Mitternacht wird diese dann unterbrochen, um zu Hause Geschenke auszutauschen, sich alles Liebe zu wünschen und zu beten. Um Mitternacht werden Unmengen von Feuerwerkskörpern in die Luft geschossen, danach geht die Party weiter und man tanzt bis zum Morgengrauen.
Besonders gut gefällt Fernando Martínez der Brauch mit dem Jesuskind in der Krippe. Es wird am 24. Dezember nackt in die Krippe gelegt und am 31. Dezember wird es nach indigener Art mit den typischen handgewebten Trachten angezogen. Weihnachten in Guatemala, schließt Fernando seine Ausführungen ab, ist ein interkulturelles Fest, bei dem sich spanische, indigene, US-amerikanische und deutsche Traditionen vermischen.
»Und dieses Jahr«, meint Fernando, erfährt dieses interkulturelle Weihnachtsfest noch eine ganz besondere Erweiterung durch die nd-Spendenaktion. Denn dadurch kämen neben den nahen noch die fernen Freunde dazu, die Leserinnen und Leser des »Nueva Alemania« (neues deutschland), die uns so großartig unterstützen. »Feliz Navidad für all diese Freundinnen und Freunde in Alemania!«
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