Geiselnehmer in Xinjiang erschossen

Chinesische Polizei spricht von »gewaltsamer Terrorgruppe«

  • Lesedauer: 2 Min.
Bei einer blutigen Geiselbefreiung sind in der chinesischen Unruheprovinz Xinjiang acht Menschen getötet und fünf weitere verwundet worden. Die Geiselnehmer waren offenbar muslimische Uiguren. Die Behörden sprachen von Terroristen.

Peking (AFP/nd). Die chinesische Polizei hat offiziellen Angaben zufolge nach einer Geiselnahme in der westlichen Unruheprovinz Xinjiang sieben Menschen erschossen. Bei dem Einsatz gegen eine »gewaltsame Terrorgruppe« in der Stadt Pishan seien am Mittwochabend ein Polizist getötet und zwei Geiseln befreit worden, teilte die Provinzregierung am Donnerstag mit. Unklar war, ob die Geiselnehmer zur ethnischen Minderheit der Uiguren gehörten.

Sieben Geiselnehmer seien erschossen und vier weitere verletzt und anschließend festgenommen worden. Die Polizei in der am Südrand der Wüste Taklamakan gelegenen Oasenstadt Pishan verweigerte auf Nachfrage jeden Kommentar. Auch von der Provinzregierung waren keine näheren Angaben zum Hintergrund des Vorfalls erhältlich.

Der Sprecher des Uigurischen Weltkongresses, Dilxat Raxit, bezeichnete den Vorfall als Folge der wachsenden Unzufriedenheit der Uiguren über die Repression der Regierung. Die Geiselnahme sei »eine Form des Protests« gewesen, sagte der Sprecher der Exilgruppe. Im Zuge einer Kampagne zur Bekämpfung sozialer Unruhen seien kürzlich mehrere Menschen verschwunden, und auch die religiösen Aktivitäten der Uiguren seien eingeschränkt worden.

In Xinjiang gibt es seit langem Spannungen zwischen den Uiguren, einem muslimisch geprägten Turkvolk, und zugezogenen Han-Chinesen. Im Juli 2009 waren bei gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Angehörigen beider Volksgruppen nach Behördenangaben innerhalb weniger Tage fast 200 Menschen getötet worden, die meisten von ihnen Han-Chinesen. Die Behörden machten damals Separatisten, die Uiguren dagegen die Polizei für die Gewalt verantwortlich.

Die Uiguren und andere alteingesessene Minderheiten fühlen sich von den Han-Chinesen, deren Bevölkerungsanteil sich im Gefolge der chinesische Siedlungspolitik in der spärlich besiedelten Wüstenprovinz in den vergangenen Jahrzehnten stark erhöht hat, wirtschaftlich, kulturell und sozial an den Rand gedrängt. Sie klagen über Diskriminierung beim Zugang zu Arbeit, Bildung und Wohnungen sowie bei der Religionsausübung. Im Juli waren bei Angriffen in Hotan und Kashgar, der kulturellen Hauptstadt der Uiguren, Dutzende Menschen getötet worden.

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