Teichmann lässt den Knoten platzen
Der Lokalmatador krönt einen starken zweiten Tag der deutschen Langläufer bei der Tour de Ski in Oberhof
Auf den letzten Metern wiegte Axel Teichmann symbolisch sein noch ungeborenes zweites Kind und lief zum ersten Mal seit knapp drei Jahren als Sieger über den Zielstrich. Auf der zweiten Etappe der Tour de Ski schaffte der Bad Lobensteiner das, was er sich erträumt hatte, als er im Frühjahr die Fortsetzung seiner Karriere bis Olympia 2014 bekanntgab: einen Heimsieg in Oberhof. Mit dem Roten Trikot des Gesamtführenden geht Teichmann nun am Silvestertag in Oberstdorf in den ersten Sprint der Tour.
Auch die deutschen Frauen überzeugten im Verfolgungsrennen. Steffi Böhler als Achte und Katrin Zeller unmittelbar dahinter sorgten für die besten Ergebnisse der DSV-Läuferinnen in diesem Winter. Die zweimalige Tour-Siegerin Justyna Kowalczyk gewann auch die zweite Etappe und baute ihre Gesamtführung aus.
»Ich habe alles in die letzten 300 Meter gelegt und wusste, dass nur Petter Northug mir gefährlich werden kann. Als ich dann 100 Meter vor dem Ziel nach hinten sah, wusste ich, dass die Sache gelaufen ist«, erzählte Teichmann und erklärte die symbolische Baby-Geste: »Wir erwarten im Juni unser zweites Kind. Es war ein Gruß an meine Freundin.«
Die DSV-Läufer demonstrierten während der 15 Kilometer im klassischen Stil eine Stärke, die an glorreiche Zeiten erinnerte. Mit drei, teilweise vier Läufern unter den ersten Zehn bestimmten sie Tempo und Taktik des Rennens. Als am letzten Anstieg die Post abging, kam auch das lange vermisste Glück zurück. Der Schweizer Dario Cologna stürzte und mit ihm kamen alle Mitfavoriten aus dem Tritt. Alle, außer Teichmann, der sich zu diesem Zeitpunkt bereits an die Spitze gesetzt hatte.
»Klar ist es ärgerlich, wenn man um den Lohn der Arbeit gebracht wird. Aber Axels Sieg wiegt vieles auf. Wir haben erstmals seit Olympia 2010 wieder einen auf dem Siegerpodest gehabt. Das ist klasse«, freute sich der zwölftplatzierte Tobias Angerer über den Knotenplatzer. Vor ihm platzierte sich noch Jens Filbrich auf Rang zehn. »Unsere Taktik ist voll aufgegangen. Wir wollten zusammenarbeiten und unsere Ausgangsposition nutzen. Wir sind in guter Verfassung«, sagte Filbrich und Angerer ergänzte: »Es war ein wichtiges Zeichen an die Konkurrenz. Wir haben noch was drauf.«
»Wir deutschen Mädels sind noch da«, jubelte zuvor bereits auch Katrin Zeller nach dem Handicaprennen der Frauen. Gemeinsam mit Böhler hatte die Oberstdorferin relativ schnell die Lücke zu den besten Zehn zugelaufen und dann das Tempo in der Verfolgergruppe mitbestimmt. Besonders Böhler, die im Saisonverlauf bislang nur jenseits der Punkteränge das Ziel erreichte, war glücklich. »Geil, was?«, fragte sie in die Runde und wurde von ihren Teamkolleginnen geherzt. »Ich habe gemerkt, dass es von Rennen zu Rennen besser geht. Das Gefühl war zumeist gut, aber die Bestätigung in Form von Ergebnissen blieb aus. Und da wird es zur Kopfsache. Jetzt ist das Aha-Erlebnis da und von nun an kann es richtig losgehen«, sagte die Schwarzwälderin Böhler.
Der Sportdirektor des Deutschen Skiverbandes, Thomas Pfüller, lobte den Auftritt der Athletinnen. »Wir haben, die lange erkrankte Nicole Fessel mit eingerechnet, drei gute Läuferinnen. Bis Olympia in Sotschi müssen wir eine vierte und fünfte noch heranführen. Dann braucht uns um die Zukunft nicht bange sein«, frohlockte Pfüller in Oberhof.
Ergebnisse Tour de Ski
Frauen nach 2. von 9 Etappen
Handicapstart 10 km klassisch
1. Kowalczyk (Polen)
31:49,4 min
2. Johaug (Norwegen)
+ 0:05,2
3. Björgen (Norwegen)
+ 0:17,1
4. Saarinen (Finnland)
+ 0:31,3
5. Lahteenmaki (Finnland)
+ 1:08,4
8. Böhler (Ibach)
+ 1:14,9
9. Zeller (Oberstdorf)
+ 1:15,1
22. Herrmann (Oberwiesent.)
+ 1:47,1
33. Fessel (Oberstdorf)
+ 2:23,8
35. Ringwald (Schonach)
+ 2:30,3
3. Etappe: Sprint klassisch
Sa. 13.30
4. Etappe: Skiathlon 10 km
So. 15.45
Männer nach 2. von 9 Etappen
Handicapstart 15 km klassisch
1. Teichmann (Bad Lob.)
45:48,3 min
2. Northug (Norwegen)
+ 0:07,3
3. Cologna (Schweiz)
+ 0:12,9
4. Legkow (Russland)
+ 0:19,2
5. Rönning (Norwegen)
+ 0:20,3
10. Filbrich (Frankenhain)
+ 0:24,5
12. Angerer (Vachendorf)
+ 0:26,7
17. Kühne (Oberwiesenthal)
+ 0:38,6
23. Tscharnke (Biberau)
+ 0:49,7
31. Göring (Zella-Mehlis)
+ 1:04,1
3. Etappe: Sprint klassisch
Sa. 14.30
4. Etappe: Skiathlon 20 km
So. 13.00
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