Der Schirmherr will bleiben
Wulff: Nichts Unrechtes getan, aber nicht alles richtig gemacht
Christian Wulff sagte gestern Abend in einem Interview für ARD und ZDF, er habe in den vergangenen Wochen »große Unterstützung« aus seinem Umfeld erfahren. Auch aus diesem Grund will er im Amt des Staatsoberhauptes bleiben. Er wolle nach fünf Jahren eine Bilanz vorlegen, in der er als »guter Bundespräsident« gelte.
Vor der Veröffentlichung eines Artikels der »Bild«-Zeitung hatte Wulff bei Chefredakteur Kai Diekmann angerufen und versucht, den Beitrag über ein Hausdarlehen zunächst zu verhindern. Einen »schweren Fehler« nannte der Bundespräsident diesen Anruf, der mit seinem eigenen »Amtsverständnis nicht vereinbar« sei. Hilflos habe er sich gefühlt, als ein »Opfer der Medien«. Nun wolle er sein Verhältnis zu den Medien »neu ordnen«. Wulff betonte in dem Interview, er habe eine Schutzfunktion gegenüber Familie und Freunden. Es gebe auch Menschenrechte für den Bundespräsidenten und seine Angehörigen. Er habe nichts Unrechtes getan, aber nicht alles richtig gemacht, gab er zu Protokoll.
Der Druck auf Wulff ist seit dem Bekanntwerden der Anrufe beim Springer Verlag kräftig gewachsen. Zuletzt deutete manches darauf hin, dass er aufgibt. Doch soweit ist es (noch) nicht. Dank des gestrigen Interviews ist er mit einem dicken blauen Auge davongekommen.
Die Kritik an Wulff hält seit Mitte Dezember an. Ausgangspunkt war ein Kredit über 500 000 Euro, der ihm von einem befreundeten Ehepaar in seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident 2008 gewährt wurde. Als »Bild« darüber berichten wollte, versuchte der Bundespräsident, massiv Einfluss zu nehmen.
Das Amt des Bundespräsident ist durch das Verhalten von Wulff beschädigt, so die herrschende Meinung der politischen Klasse. Ein Teil seiner Parteifreunde versagte Wulff in jüngster Vergangenheit die Unterstützung. Doch die Parteigranden stehen weiter eisern zum Staatsoberhaupt. Bundeskanzlerin Angela Merkel ließ gestern erklären, sie schätze seine Arbeit - daran haben sich nichts geändert. Auch CSU-Chef Horst Seehofer stützt ihn. »Die CSU steht zu diesem Bundespräsidenten Christian Wulff, und er hat auch unser Vertrauen«, sagte Seehofer gestern.
Doch gerade für Merkel dürfte das ganze Theater kaum mit anzusehen sein. Denn Wulff war nach dem Rücktritt Horst Köhlers Ende Mai 2010 ihr Wunschkandidat für die Nachfolge. Ein Rücktritt Wulffs wäre also eine herbe Niederlage für die Kanzlerin.
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