Nur Trainer Behle ist nicht überrascht
Deutsche Langläuferinnen katapultieren sich bei der Tour de Ski in ungewohntes Rampenlicht
Frauen-Power im deutschen Skilanglauf - das hat es schon seit Jahren nicht mehr gegeben. Auf der sechsten Etappe der Tour de Ski, dem Freistilsprint in Toblach, glänzten die DSV-Starterinnen. Alle fünf Athletinnen erreichten gestern das Viertelfinale. Denise Herrmann aus Oberwiesenthal gelang sogar der Sprung ins Finale, wo sie Platz vier erreichte. Auch bei den Männern überstanden drei Deutsche die Qualifikation. Im Halbfinale war jedoch auch für Josef Wenzl (Zwiesel) Endstation. Die Siege sicherten sich Weltmeisterin Marit Björgen (Norwegen), die nach ihrem dritten Sieg hintereinander nun ganz knapp hinter Tour-Spitzenreiterin Justyna Kowalczyk aus Polen liegt, und der Russe Nikolaj Morilow. Der Schweizer Dario Cologna führt die Gesamtwertung weiter an.
»Mich überrascht das alles nicht so sehr«, meinte Bundestrainer Jochen Behle ohne große Emotionen. Er führt das Resultat auf die erste Etappe in Oberhof zurück. »Dort haben die Mädels gemerkt, dass es geht. Sie laufen seitdem aggressiv, reagieren nicht nur, sondern setzen selbst Akzente. Es ist auch ein Zeichen dafür, dass wir die Trainingsbelastung richtig gesetzt haben. Zum Saisonhöhepunkt haben alle eine sehr gute Form«, lobte Behle. In der Gesamtwertung ist das Ziel, eine unter die ersten Zehn zu bekommen, realistisch. »Wir sind über dem Plan«, meinte Behle. Katrin Zeller (Oberstdorf) und Steffi Böhler (Ibach) haben als Zehnte und Elfte realistische Chancen, weiter nach vorn zu kommen.
Denise Herrmann konnte ihr bestes Karriereresultat nicht fassen. »Ich habe mit den Besten der Welt in einem Lauf gestanden, das ist ein geiles Gefühl. Ich wusste, dass ich stark bin und die Strecke mir liegt. Aber dass ich nach fünf Etappen immer noch so frisch bin, hat selbst mich überrascht«, meinte die Sächsin, die nun wie die Sprintspezialisten Hanna Kolb (Buchenberg) und Wenzl aus der Tour aussteigt.
Wenzl hatte nur hauchdünn den Endlauf verpasst und war Siebter geworden. »Er war am Limit, ich denke, er konnte nicht schneller«, meinte Behle. Der Bayer selbst ärgerte sich, dass er lediglich um eine Sekunde am Finale vorbeigeschrammt war. Dennoch war das Halbfinale auch für ihn das beste Saisonresultat.
Mit Blick auf die nun folgenden drei schwersten Touretappen ist auch Tobias Angerer wieder optimistisch. Nach seinem Einbruch am Dienstag holte sich der Vachendorfer durch die Qualifikation für das Viertelfinale und Platz 20 neues Selbstvertrauen. »Ich habe ja das Laufen nicht über Nacht verlernt. Aber so einen schlechten Ski wie Dienstag hat man selten«, sagte er noch einmal zurückblickend und betonte: »Wichtig für mich selbst war zu sehen, dass ich wieder aufstehen kann. Noch ist bei dieser Tour vieles möglich.«
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