Bundestrainer Heuberger peilt das EM-Halbfinale an

Zwei letzte Tests für die deutschen Handballer am Wochenende gegen Ungarn

  • Erik Eggers
  • Lesedauer: 3 Min.

Am Wochenende werden die Karten auf den Tisch gelegt. »Wir werden sicher kein taktisches Versteckspiel betreiben«, sagt Handball-Bundestrainer Martin Heuberger vor den beiden Partien am Samstag (Bremen) und am Sonntag (Magdeburg) gegen Ungarn. Vielmehr müsse man die neuen Konzepte unter Wettkampfbedingungen testen, die man sich für die letzten Tests vor der Europameisterschaft in Serbien (15.-29. Januar) erarbeitet hat. »Man kann solche Sachen nicht nur im Training simulieren«, sagt Heuberger zum Abschluss der Vorbereitung im niedersächsischen Barsinghausen.

Die Ungarn sind aktuell der vielleicht aufschlussreichste Testgegner. Denn im Januar 2011 hatte die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) in der WM-Hauptrunde gegen die abwehrstarken Magyaren nach katastrophaler Leistung verloren (25:27) - Resultat war mit Platz elf das schlechteste Abschneiden einer deutschen Mannschaft seit 1938. Und der Rücktritt von Bundestrainer Heiner Brand. Nun kann das Team im erneuten Vergleich die Verhältnisse zurechtrücken. »Es gibt noch Revanchegelüste, aber das Hauptaugenmerk liegt doch auf der EM-Vorbereitung«, sagt Heuberger, der die WM als Co-Trainer verfolgte und nun erstmals die Verantwortung trägt.

Da Heubergers Premiere mit drei Niederlagen beim Supercup schief gegangen war, wären Siege wichtig. »Für mich wäre ein Sieg schön, aber wichtiger wäre es für die Mannschaft«, sagt der neue Coach. Denn dem Team fehlte zuletzt Selbstvertrauen für das Turnier in Serbien, wo das Unmögliche noch möglich gemacht werden soll: Die Qualifikation für das olympische Turnier 2012 in London, oder zumindest die Berechtigung für ein Turnier im April, in dem weitere Olympiatickets vergeben werden. »Niemand erwartet, dass wir Europameister werden«, sagt Heuberger. »Aber die Olympischen Spiele bleiben unser Ziel, auch wenn wir wissen, dass es sehr schwierig wird.« Ein Direktticket für London erhält nur der Europameister oder, im Falle eines französischen Erfolgs, auch der Zweitplatzierte.

Wie vor großen Turnieren üblich, wurden die Nationalspieler für die letzten Lehrgänge aufs Land zusammengezogen, nach drei Tagen vor Silvester in Steinbach (Baden-Württemberg) legte Heuberger auch in der Sportschule Barsinghausen bei Hannover einen Schwerpunkt auf die Stärkung der Physis. »Die letzten Tage waren anstrengend«, keuchte Michael Haaß (Göppingen), der den lange verletzten Michael Kraus (Hamburg) auf der Spielmacherposition ersetzen soll. »Die Woche hier war sehr hart, aber auch ergiebig«, resümierte der Kieler Linksaußen Dominik Klein.

Ebenso arbeitete das Team im psychologischen Bereich, da die DHB-Auswahl beim letzten Turnier in Schweden dem Druck nicht gewachsen war - sich personell danach aber kaum verändert hat: Neben Kraus fehlt der Hamburger Torhüter Johannes Bitter, der sich aus der Nationalmannschaft zurückzogen hat. »Wir müssen es hinkriegen, eine konsequente Abwehrarbeit hinzulegen und die Konzentrationsfehler im Angriff abzustellen, dann werden wir auch ein gutes Turnier spielen«, ist Torwart Carsten Lichtlein (Lemgo) überzeugt. »Wir haben auch in diesem Bereich viel gearbeitet und jetzt müssen wir das auch umsetzen«, fordert Klein.

Klein beschäftigt sich bereits jetzt mit dem ersten EM-Gruppengegner am 15. Januar. »Für mich gibt es nur Tschechien«, sagte der 137-malige Nationalspieler. »Es ist ein sehr wichtiges Spiel für uns«, sagt sein Trainer Heuberger, »aber es ist genauso wichtig wie alle acht Spiele«. Acht Spiele - das bedeutet, dass Heuberger mit dem Halbfinale bei der EM kalkuliert. Denn nur die Halbfinalisten bestreiten in Serbien acht Partien.

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