Nur Attack, Attack!
Die russische Biathletin Olga Saizewa im Interview
Die Ergebnisse waren gut, aber ich habe mich noch nicht so besonders gut gefühlt. Da muss ich läuferisch noch eine Schippe draufpacken. Das lag aber auch an einer Erkältung, die ich mir zu Silvester eingefangen habe.
Zu viel gefeiert?
Nein, vielleicht zu viel trainiert.
Sie haben seit Beginn dieser Saison einen neuen Trainer. Wolfgang Pichler hat schon die Schwedinnen in der Vergangenheit zu Medaillen geführt. Was hat er denn bei Ihnen umgestellt?
Eigentlich gar nicht so viel, vielleicht die Einstellung im Training. In der vergangenen Saison haben wir uns zu sehr unter Druck gesetzt. Wir waren nicht gut drauf und haben dann zu stark gewollt, schnell wieder nach oben zu kommen. Da haben wir zu hart trainiert mit extrem viel Willen. So verkrampften wir.
Und das soll sich ausgerechnet mit Pichler verändert haben? Der Ruhpoldinger gilt hier in Deutschland als harter Schleifer. In Russland gelten da wohl andere Maßstäbe.
Vielleicht finden Sie das Training hart, aber ich bin das gewohnt. Harte Trainingsarbeit finde ich ja auch sehr gut für die jungen Athletinnen. Dann bekommen sie eine gute Basis für die Karriere.
Wie kommunizieren Sie eigentlich mit Pichler?
Deutsch, Englisch und mit Übersetzer. Da hilft uns Pawel Rostowzew viel, vor ein paar Jahren selbst noch ein sehr erfolgreicher Biathlet.
Sie verstehen Pichler, wenn er Deutsch spricht – das fällt manchem Deutschen schwer?
Doch, doch, manches schon. Ich spreche aber kein Deutsch.
Wie gibt er Ihnen Informationen, wenn Sie auf der Strecke an ihm vorbeilaufen?
Er schreibt und zeichnet viel auf Papier. Das hilft hier in Oberhof bei den lauten Zuschauern sehr.
Hat er denn noch nicht mal das gute alte „Dawai, dawai!" drauf?
Nein, bei ihm heißt es immer: „Attack, Attack!"
In Deutschland konzentriert sich derzeit alles auf die Heim-WM im März in Ruhpolding. Ist sie auch ein großes Ziel der russischen Mannschaft oder nur ein kleiner Schritt in Richtung der Olympischen Spiele 2014 in Sotschi?
Die WM ist nur ein Schritt nach Sotschi für uns. Wir schauen zur Zeit weiter in die Zukunft.
Erhöht das nicht den Druck, wenn sich alles nur auf ein Ereignis fokussiert?
Das würde ich nicht sagen. Mit Druck wissen wir umzugehen. Den hatten wir auch in der vergangenen Saison mit der WM in Chanty-Mansijsk. Mit der Erfahrungvon damals können wir nun arbeiten.
Magdalena Neuner hat ihren Rücktritt nach dieser Saison angekündigt. Das muss bei Ihnen doch Erleichterung auslösen, wenn man sieht, wie dominant Neuner in Vancouver oder auch hier im Sprint war.
Nicht wirklich. Biathlon macht ja auch aus, dass ständig neue Mädchen kommen, ständig neue Stars. Heute sind wir noch vorn, morgen schon andere. Es ist Magdalenas Entscheidung, die ich sehr respektiere. Aber leichter wird dadurch für mich nichts.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.