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Obama liebt die Killerdrohnen

Neue Pentagon-Strategie setzt auf unbemannte Flugzeuge

  • Reiner Oschmann
  • Lesedauer: 3 Min.
Gut einen Monat nach dem Tod von 24 pakistanischen Soldaten haben die USA ihre Drohnenangriffe in Pakistan wieder aufgenommen. Am Dienstag starben vier Menschen, als nach Angaben aus Geheimdienstkreisen zwei Raketen auf ein Gelände in Nord-Waziristan abgefeuert wurden. Dort seien Extremisten vermutet worden.

Barack Obamas jüngste Rede zur neuen Verteidigungsstrategie der USA enthält einen harmlos klingenden Halbsatz, der es in sich hat: »Wir haben unsere Nation erfolgreich verteidigt, wir haben den Kampf zu unseren Feinden gebracht, wir haben die Zahl der Amerikaner, die sich in Gefahr begeben, verringert, und wir haben die globale Führungsrolle der Vereinigten Staaten wieder hergestellt.« Die Formulierung hebt auf eine folgenreiche Änderung in der US-Kriegführung ab, die die »Washington Post« in die Schlagzeile kleidete: »Unter Obama entsteht ein global operierender Tötungsapparat mit Hilfe von Drohnen.«

Tatsächlich hat diese Regierung im Laufe der ersten drei Amtsjahre Präsident Obamas auf leisen Sohlen ein beispielloses Netz zum Einsatz unbemannter Flugkörper geknüpft, um gezielte Tötungsoperationen gegen mutmaßliche Terroristen und verdeckte Spionageflüge gegen andere Gegner auszuführen. Laut »Washington Post« gehören dazu »Dutzende geheimer Einrichtungen, einschließlich zweier Operationszentren an der amerikanischen Ostküste, virtuelle Air-Force-Cockpits im Südwesten der USA und geheime Stützpunkte in mindestens sechs Ländern auf zwei Kontinenten«. Nach neuesten Angaben des Wochenmagazins »Time« besitzen die USA gegenwärtig »rund 7000 Drohnen, die länger in der Luft sind als bemannte Angriffsmaschinen, und mehr Piloten werden bereits für den Einsatz von Drohnen ausgebildet als in bemannten Flugzeugen«.

Die zunehmende Konzentration auf Kommandoaktionen, die in der Regel unter dem Radar öffentlicher Aufmerksamkeit und Kontrolle ablaufen, ist im Sinn der neuen Strategie, die Obama zufolge die Sicherheit der USA künftig mit weniger konventionellen Bodentruppen bewerkstelligen soll. Man werde überholte Systeme aus der Zeit des Kalten Krieges abschaffen und verstärkt in solche investieren, die in einem Umfeld operieren können, »zu dem unsere Feinde uns den Zugang verwehren wollen«.

Bereits 2011 gab es eine größere Zahl von Drohneneinsätzen. Das setzt sich im neuen Jahr fort, da Hunderte weitere Flugkörper in Aussicht stehen. Als sogenannte Arbeitspferde der wachsenden Drohnenflotte Washingtons gelten die MQ-1 Predator und MQ-9 Reaper. Einer ihrer Vorteile aus Sicht der Militärs: Im Unterschied zum Menschen braucht eine Drohne keinen Schlaf oder anderweitige Pausen, auch wenn jedes dieser unbemannten Flugzeuge eine Bedienungs- und Überwachungscrew von durchschnittlich 180 Personen am Boden benötigt.

Der beschleunigte Ausbau des Drohnenprogramms für Länder wie Pakistan, Afghanistan oder Jemen hebt auch traditionelle Abgrenzungen zwischen dem Militär und dem Geheimdienst CIA auf. Todesmissionen werden vermehrt »à la carte« (»Washington Post«) zusammengestellt und so Kommandoaktionen organisiert, bei denen das Personal von der einen, die Ausrüstung von der anderen Seite kommt - alles zusammen mit Präzision aus der Luft so ausgeführt, dass kein US-amerikanisches Menschenleben riskiert wird. Umso höher war in der jüngeren Vergangenheit die Zahl ziviler oder sonstiger unbeteiligter Opfer.

Nach US-Angaben sind bei Einsätzen mit Killerdrohnen seit dem 11. September 2001 rund 2000 Personen getötet worden, die nach Washingtoner Lesart als Terroristen galten. »Rechnen Sie damit, dass die Zahl dieses Jahr steigen wird«, schrieb das Magazin »Time« Anfang Januar. Am Dienstag waren es vier Opfer in Pakistan.

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