Ulbigs Mitte
Kommentar von René Heilig
Wir müssen die Taten der Neonazi-Terroristen zum Anlass nehmen,»um auch über uns selber nachzudenken«. Das sagt Markus Ulbig in einer freistaatlichen Videoansprache und macht dabei unfreiwillig klar: Ich, Markus Ulbig, Sachsens Staatsminister des Innern und CDU-Mitglied, bin keine Geistesleuchte. Im Gegenteil! Was sich da in seinem Hirn beim Nachdenken über Rechtsextremismus und braunen Terror zusammenballt, ist arg finster. Als Demokraten müssen wir den Neonazis gemeinsam den Kampf ansagen, tönt er. Widerstand mit Ansage - wacker, wacker.
Die Ansage und das, was der Minister mit Gemeinsamkeit meint, muss man sich genau anschauen. Ulbigs folgender Stammelsatz lautet nämlich: »Antifaschismus ist nicht die richtige Antwort, sondern Demokratie, Auseinandersetzung aus der Mitte unserer Gesellschaft heraus.«
Ulbigs graue Zellen sind Geiseln der Extremismustheorie: Rechte sind gefährlich, Linke noch mehr und Antifaschisten keine Demokraten. Wie gut, dass da die tapfere Polizei und die fleißigen Verfassungsschützer sind, die - geleitet von Ulbig - die Straßen sauber und frei halten. Manchmal auch für diese ungeliebten Nazis - so ist Demokratie. Nur in Ulbigs Mitte der Gesellschaft ist es kuschelig, da lässt sich bei Volksmusik fein Eierschecke löffeln. Und ab und an ein ganz klein wenig über »Kanaken«, und »linke Bazillen« herziehen. Natürlich rein verbal.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.