Teheran besucht Freunde
Kommentar von Martin Ling
Die USA und die EU stehen weitgehend allein. Ihr Ansinnen, die Sanktionen gegen Iran zu verschärfen, stößt in anderen Weltregionen auf wenig Anklang. Weder China noch Russland oder Japan können sich dafür erwärmen, den Konflikt mit Teheran weiter anzuheizen - und Lateinamerika schon gar nicht. Überall auf seinem Vier-Länder-Trip erhielt Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad Rückendeckung für sein Ansinnen, die Atomkraft zivil zu nutzen. Rechtlich ist daran nicht zu rütteln: Iran ist im Gegensatz zu Pakistan, Indien oder Israel dem Atomwaffen-Sperrvertrag beigetreten und hat demnach das Recht auf friedliche Nutzung der Kernkraft ohne Wenn und Aber. Stichhaltige Beweise für militärische Projekte liegen nach wie vor nicht auf dem Tisch.
Iran hat in Lateinamerika viele Fürsprecher, vor allem die von Ahmadinedschad besuchten Staaten Kuba, Nicaragua, Venezuela und Ecuador. Der Grund ist einfach: Lateinamerika emanzipiert sich von Washington. Sanktionen und Einmischung in innere Angelegenheiten werden aus leidvoller eigener Erfahrung nicht goutiert. Deswegen erhält Teheran Rückendeckung.
Einen Freibrief für Ahmadinedschad bedeutet das freilich nicht. An den Menschenrechtsverletzungen des Mullah-Regime wird zumindest von Brasilien und Argentinien offen Kritik geübt. Für Brasilien ist das neu, für Argentinien nicht. Dort pflegt man seit Jahren ein distanziertes Verhältnis zu Teheran, das nach wie vor als Drahtzieher hinter den tödlichen Anschlängen auf das jüdische Gemeindezentrum Amia 1994 in Buenos Aires vermutet wird. Nur in der Atomfrage sind sich alle einig.
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