Wer trifft für Cissé?
Bundesligaschlusslicht SC Freiburg kassiert für seinen wechselnden Star zwölf Millionen Euro, kann ihn aber nicht ersetzen
Nach dem mit Abstand teuersten Verkauf in der Vereinsgeschichte schwimmt der SC Freiburg im Geld. Aber ohne Tor-Garant Papiss Demba Cissé ist der Kampf um den Klassenerhalt für das Bundesliga-Schlusslicht noch schwieriger geworden. »Papiss ist sicherlich ein Spieler, den Freiburg nicht 1:1 ersetzen kann«, räumte der neue Trainer Christian Streich nach dem spektakulären Transfer des senegalesischen Top-Stürmers zu Newcastle United für schätzungsweise zwölf Millionen Euro gestern illusionslos ein. »Es ist außerhalb jeder Diskussion, dass wir einen herausragenden Spieler verloren haben.«
Der kurz vor Weihnachten für den entlassenen Marcus Sorg zum Chefcoach aufgestiegene Streich findet sich zwangsläufig damit ab, in Cissé den einzigen Fußballprofi von internationalem Format verloren zu haben. »Das sind Gegebenheiten, die normal sind für einen Verein wie Freiburg. Es gibt gewisse Notwendigkeiten, auch finanzieller Art«, sagte der 46-Jährige. »Ich trage sie selbstverständlich mit.«
Trotz des Geldsegens will der SC nun nicht groß investieren. »Es würde keinen Sinn machen, damit Spieler zu holen, die weit über unseren üblichen Ablösesummen und Gehältern liegen. Damit stünde das wieder gestärkte Gefüge der Mannschaft auf dem Spiel«, sagte Sportdirektor Dirk Dufner. »Jedem muss klar sein, dass der SC Freiburg nun nicht mit einem prall gefüllten Budget auf den Markt geht. Wir wollen den Kader zwar weiterhin umsichtig verstärken, aber nicht um jeden Preis.«
Streich deutete aber an, dass ihm der Verkauf aus sportlichen Gründen nicht ins Konzept passt, zumal ein gleichwertiger Ersatz für Cissé auch nicht annähernd in Aussicht ist. »Wir werden probieren, es als Gruppe so gut wie möglich zu kompensieren«, sagte er. In Sebastian Freis präsentierte der SC am Dienstag zwar eine neue Offensivkraft. Aber der ablösefrei kommende Stürmer war beim 1. FC Köln nur Ergänzungsspieler. Da Garra Dembelé für Mali beim Afrika-Cup ist, vergrößert sich die Sturmproblematik noch mehr.
Schon am Samstag gegen den Vorletzten FC Augsburg wird sich zeigen, wie Freiburg mit der Situation klarkommt. Zwar hätte Cissé bei diesem Schlüsselduell wegen seines Afrika-Cup-Einsatzes für Senegal gefehlt, aber psychologisch könnte der dauerhafte Verlust des Torjägers einen weiteren großen Knacks bei den eh angeknockten Badenern auslösen.
Die Vereinsverantwortlichen weisen aber darauf hin, dass der Wechsel keine Überraschung war. Cissé hatte schon seit Langem angekündigt, dass er zu einem Topklub im Ausland wolle. »Uns war klar, dass wir einen solchen Ausnahmespieler wie Papiss nicht dauerhaft halten können«, sagte Dufner. Streich pflichtete bei: »Es überfällt mich nicht, dass er jetzt nicht mehr für uns spielt.«
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