Ole und die Seele Hamburgs

Der Untersuchungsausschuss in Sachen Elbphilharmonie vernimmt heute den Ex-Bürgermeister

  • Dorit Koch und Carola Große-Wilde, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Elbphilharmonie soll Hamburgs neues Wahrzeichen werden, ist aber längst ihr größtes Streitobjekt. Juristen und ein Ausschuss wollen klären, wie es zu den Kostensteigerungen und Verzögerungen kommen konnte. Nun soll Ex-Bürgermeister Ole von Beust Licht ins Dunkel bringen.

Hamburg. »Punkt 3: Vernehmung des Zeugen Ole von Beust.« Im Chaos um die Hamburger Elbphilharmonie und auf der Suche nach Schuldigen für das Desaster hat nun der prominenteste Zeuge das Wort. Von Beust (CDU) war von 2001 bis 2010 Bürgermeister der Stadt - die Elbphilharmonie galt als sein Lieblingsprojekt. Heute soll der 56-Jährige vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss (PUA) aussagen, der Verzögerungen, Kostensteigerungen und Abstimmungsprobleme bei dem Millionenprojekt aufklären will. Ausgerechnet in den Festsaal des Rathauses zieht der PUA für seine 14. Sitzung um - ein schwerer Gang für von Beust.

Seit 2007 wird das Konzerthaus in der Hafencity gebaut. Das Prestigeobjekt soll einmal zu den zehn besten Konzerthäusern weltweit zählen, doch längst ist vom »Millionengrab« und »Turmbau zu Hamburg« die Rede. Ursprünglich sollte das Konzerthaus 2010 eröffnet werden. Als möglicher Übergabetermin wurde zuletzt November 2014 genannt. Wie viel der Steuerzahler letztendlich bezahlen wird, ist noch offen. Zunächst sollten es 77 Millionen Euro sein. Zuletzt lag der öffentliche Anteil bei mindestens 323 Millionen Euro.

Es ist vor allem Hamburgs ehemaliger Bürgermeister von Beust, den die inzwischen in der Hansestadt regierende SPD für die Fehlentwicklungen bei der Elbphilharmonie verantwortlich macht. Er gilt als die wichtigste Figur bei der Errichtung des Konzerthauses, das für ihn die »Seele Hamburgs« werden sollte. Vom Druck politischer Termine, unter dem von Beust voreilige Entscheidungen getroffen und durchgesetzt haben soll, ist die Rede. Die Vorwürfe: Trotz massiver Bedenken und ohne konkrete Planungen wurde der Bauauftrag Ende 2006 erteilt. Die nächsten Wahlen für von Beust standen im Jahr 2008 an - vorher wollte man das Richtfest noch feiern.

Wurde die Bürgerschaft, die im Februar 2007 sich einstimmig für den Bau entschied, falsch informiert? Wusste von Beust schon viel früher, dass das Konzerthaus extrem teurer und später fertig werden würde? Gab es Absprachen mit dem Bauunternehmen Strabag, das bei der Ausschreibung 2006 leer ausgegangen war?

Auch der Architekt Pierre de Meuron machte neben Hochtief ebenfalls die Stadt für Fehler verantwortlich. Vor dem PUA hatte der Schweizer vom Architekturbüro Herzog & de Meuron die verfrühte Ausschreibung - vor Erteilung einer Baugenehmigung - kritisiert. Die Ausschreibung zu diesem Zeitpunkt habe erhebliche Risiken mit sich gebracht, sagte er. »Damals ist es versäumt worden, die Weichen für den Projekterfolg richtig zu stellen.«

Schlampereien und gegenseitige Schuldzuweisungen beschäftigen längst die Gerichte. Jeder klagt gegen jeden: Die Stadt - vertreten durch die städtische Realisierungsgesellschaft Rege - fordert 40 Millionen Euro Vertragsstrafe von Hochtief wegen Bauzeitverzögerungen. Der Baukonzern geht gerichtlich dagegen vor, macht die Architekten und fehlende Pläne für die Bauzeitverzögerungen verantwortlich und stellt erneut Mehrforderungen von 53 Millionen Euro. Auf der Baustelle herrscht inzwischen seit drei Monaten Stillstand.

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