Vor den Kopf gestoßen
Hertha BSC scheidet nach einer umstrittenen Schiedsrichter-Entscheidung aus dem DFB-Pokal aus
Das Warten auf den Hauptdarsteller des DFB-Pokalspiels im Berliner Olympiastadion war vergeblich. Schiedsrichter Felix Brych, der beim 0:2-Viertelfinalaus von Hertha BSC gegen Borussia Mönchengladbach mit einem unberechtigten Elfmeterpfiff für den großen Aufreger gesorgt hatte, stellte sich nicht mehr wie angekündigt den lauernden Medienvertretern. Lediglich Herthas Manager Michael Preetz konnte nach einem Kabinenbesuch beim Münchener Unparteiischen berichten, dass Brych wohl »einigermaßen entsetzt über seine Entscheidung« gewesen sei.
Fassungslos waren die aufgebrachten Berliner über die Szene in der 10. Minute der Verlängerung, die den bis dahin offenen Pokalabend entschieden hatte. Nach einem Rempler war Herthas Verteidiger Roman Hubnik im eigenen Strafraum zum Gladbacher Stürmer Igor de Camargo geeilt, um sich vor ihm aufzubauen. Der Brasilianer nutzte die ihm gebotene Stirn, um den Kopf kurz nach vorne zu nicken und sich dann selbst theatralisch fallen zu lassen. »Da hat uns de Camargo seine Schauspielkünste gezeigt«, bewertete Herthas Peter Niemeyer die Auseinandersetzung, die Brych mit einem Elfmeter und einer Roten Karte für Hubnik ahndete.
Die Berliner fühlten sich auch am Tag danach noch vor den Kopf gestoßen. »Ich habe das genau gesehen. Roman wurde gefoult«, klagte Kapitän Andre Mijatovic und warf dem Schiedsrichter vor, auf eine grobe Unsportlichkeit hereingefallen zu sein. »Kein anderer der knapp 50 000 Leute im Stadion hat da einen Elfmeter gesehen«, wetterte Trainer Michael Skibbe, für den es die vierte Niederlage seit dem Einstand war. »Es ist bitter, aufgrund einer unfassbaren Fehlentscheidung auszuscheiden.«
100 Minuten lang hatten die seit zehn Spielen sieglosen Gastgeber den in der Liga auftrumpfenden Borussen mit großem Laufeinsatz und aggressiver Abwehr den Schneid abgekauft. »Wir haben kompakt gestanden und eigentlich keine Chancen zugelassen«, ärgerte sich Niemeyer, der mit einem Pfostenschuss die beste Berliner Torgelegenheit hatte. »Um ins Pokalfinale zu kommen, müssen wir besser spielen«, gab auch Mönchengladbachs Kapitän Filip Daems zu, der den geschenkten Strafstoß verwandelt hatte, bevor in der Schlusssekunde Oscar Wendt per Konter gegen die alles nach vorne werfenden Berliner traf.
Mit Kommentaren zur Fehlentscheidung hielten sich die glücklichen Sieger zurück. »Hertha hat sich selbst ein Bein gestellt«, meinte Daems nur knapp. Und selbst die Berliner sahen die »eigene Dummheit« (Andreas Ottl) ein. »Natürlich muss Roman da gar nicht erst so hingehen«, sagte Kapitän Mijatovic. »Immerhin waren wir aber die bessere Mannschaft. Jetzt müssen wir uns dafür nur mal wieder belohnen.«
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